Mitten in Unterhaching:Hasardeure gesucht

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Manfred Schwabl, der Präsident der Spielvereinigung Unterhaching, sollte bei seinen Börsenplänen vielleicht auf die Fußballlegenden George Best und Paul Gascoigne hören

Kolumne von Martin Mühlfenzl

George Best, der legendäre, 2005 verstorbene Kicker hat sein extravagantes Leben so zusammengefasst: "Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst." Wie viel Best von seiner Kohle in Aktien angelegt hat, ist nicht bekannt. Aber dem Nordiren hätte sicher gefallen, was sich derzeit in Unterhaching abspielt, schließlich taugt der Plan des Präsidenten der Spielvereinigung Unterhaching, Manfred Schwabl, jetzt schon zum Blockbuster: Ein Dorfverein aus dem Münchner Süden, der in der vergangenen Saison in der dritten Liga gerade einmal auf Platz zehn kam und auf einen Etat von etwas mehr als zwei Millionen Euro kommt, geht an die Börse. Jede Wette, George Best hätte da investiert.

Dass das Vorhaben vielleicht tatsächlich ein guter Plan ist und sich die geneigten Anleger auf satte Renditen freuen können, kann man natürlich nicht ausschließen. Da sollte man es mit dem englischen Skandal-Kicker Paul Gascoigne halten, von dem der weise Satz stammt: "Ich mache nie Voraussagen und werde dies auch niemals tun." Börse ist schließlich auch immer ein großes Spiel, unvorhersehbar, mit einem starken Touch von Buchmacherei. Es kann aber schon sein, dass Schwabl und die Seinen mit der Ausgabe der Aktien sehr schnell an Geld kommen. Nur: Was sie dann damit anstellen, ob sie es schaffen, in die richtigen, talentierten Spieler zu investieren, um die avisierte Rückkehr in Liga zwei so fix wie möglich realisieren können, kann kein Mensch sagen.

Borussia Dortmund, der bisher einzige börsennotierte deutsche Verein, hat es in den vergangenen Jahren auch nicht geschafft, den Branchenprimus vom Sockel zu stoßen. Was die Dortmunder aber geschafft haben, ist ein Image zu erzeugen, das von dem eines Unternehmens ungefähr so weit entfernt ist wie die Hachinger von der Champions League. "Echte Liebe" lautet das Motto der Schwarz-Gelben aus dem Pott; das steht für eine große Familie, eine Mannschaft, die malocht, und Spieler, die das Wappen im Herzen tragen. Schon klar, um Geld geht es also überhaupt nicht. Schon gar nicht beim Dorfklub aus dem Hachinger Tal, bei dem noch immer der Viererbob auf dem Wappen prangt, und dessen Profiabteilung noch eine GmbH ist. Wie langweilig.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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