Mitten in Unterhaching:Ein Fest für den Fußballmuffel

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Von den großen Träumen, das Stadion selbst zu betreiben, ist bei der SpVgg nach der katastrophalen Rückrunde nicht mehr viel übrig geblieben

Kolumne von Stefan Galler

Massive Beleidigungen am Zaun, Spieler und Fans, die sich ankeifen, wie man das in dieser Saison schon auf Schalke oder in Stuttgart gesehen hat - und vielerorts, wo Fußballklubs im Abstiegskampf stecken und Spielern vorgeworfen wird, sich nicht voll reinzuhauen. Ein für Unterhaching neues Szenario. Doch die jüngste Talfahrt seines Vereins hat bei dem kleinen harten Kern der Anhänger offenbar ungeahnte Temperamente freigesetzt. Und diese brachen sich Bahn nach dem unglücklichen 0:1 gegen Jena am Sonntagnachmittag.

Wie aussichtsreich hatte die Spielvereinigung doch noch zum Jahreswechsel dagestanden: Nur eine Partie bis Weihnachten verloren, man lag auf Rang fünf der dritten Liga, nur zwei Zähler hinter Platz drei, der zu Aufstiegsspielen berechtigt. Es folgte der ganz große Absturz im Kalenderjahr 2019: Nur sieben Punkte holte man seither, verlor zehn von 15 Spielen und erzielte nur vier mickrige Tore. Bisweilen wirkte es so, als ob das gegnerische Gehäuse durch einen unsichtbaren Wall geschützt würde, der dafür sorgt, dass die von einem Hachinger geschossene oder geköpfelte Kugel nur ja nicht die Linie übertreten sollte. Nun droht drei Spieltage vor Saisonschluss sogar der Abstieg, bei nur noch drei Zählern und zehn Toren Vorsprung auf die rote Zone.

Die Träume von Klubpräsident Manfred Schwabl, nach der Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung aus dem Verein nun der Gemeinde den Betrieb des Stadions abzunehmen und in spätestens drei Jahren die glorreiche Rückkehr in die zweite Liga zu feiern, sind jedenfalls gehörig in Gefahr geraten. Und im Unterhachinger Rathaus sitzt womöglich Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD), ein bekennender Fußballmuffel, und lacht sich klammheimlich ins Fäustchen. Schließlich hatte Schwabl, als es noch rund lief bei seinen Kickern, Druck auf den Rathauschef ausgeübt, es möge eine rasche Entscheidung in der Stadionfrage geben. Die Spielvereinigung will den Sportpark selbst betreiben, allerdings erst, wenn die Gemeinde die in die Jahre gekommene Arena zuvor aufhübscht. Im Rathaus spielte man bislang auf Zeit. Das Stadion habe keine Priorität, hieß es. Schließlich gebe es andere Dinge, die man zukunftssicher regeln müsse, etwa die Kinderbetreuung.

Von Seiten der SpVgg wird es vorerst keine Kampfansagen in Richtung Bürgermeister geben. Die gelten nun erst einmal den Gegnern in den letzten drei Saisonspielen: 1. FC Kaiserslautern, Sportfreunde Lotte und Meister Osnabrück.

© SZ vom 30.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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