Mitten in Unterhaching:Des Glückes Flaschenpfand

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Wenn's mal wieder länger dauert: Ein Unterhachinger Brautpaar und ihre verzögerte Hochzeitsnacht

Kolumne von Michael Morosow

Für ein Hochzeitspaar ist der große Tag zumeist ebenso erfüllend wie anstrengend. Sobald das Ja-Wort gegeben und die Ringe getauscht sind, stehen Braut und Bräutigam im Mittelpunkt eines von Freunden und Angehörigen ausgeklügelten Unterhaltungsprogramms. Oftmals wird die Braut entführt und, wenn's der Bräutigam wünscht, wieder freigelassen. Peinliche Berichte aus Jugendzeiten, untermalt mit noch peinlicheren Fotos aus der Windelphase der beiden Hochzeiter und dem Hohngelächter der Festgemeinschaft, gehören ebenso zum Standard wie ein Tisch im Saal, auf dem sich die Gaben stapeln, derer sich das Brautpaar gewöhnlich nach dem Hochzeitstrubel in Ruhe annimmt.

Bei Geldgeschenken lassen die Spender ihrer Kreativität freien Lauf, manche übergeben die gesammelten Penunzen in einer Schatzkiste, andere vergraben die Banknoten in einem Miniatur-Badestrand, andere warten mit einem Bäumchen mit zu Blüten und Blättern geformten Euroscheinen auf, die das frischgetraute Paar anderntags mühsam entfaltet und glättet. Das freilich ist nichts gegen den Aufwand, den nun ein Unterhachinger Brautpaar mit einem "Geldgeschenk" hatte.

Als Theresa und Sebastian R., sie Mitglied des Spielmannszugs der Unterhachinger Feuerwehr, er eifriger Feuerwehrler, gegen drei Uhr morgens glückselig zu Hause ankamen, wussten sie: Die Hochzeitsnacht wird sich zeitlich nach hinten verschieben. Grund: Ein 6300-teiliges Hochzeitsgeschenk der Kameradinnen und Kameraden versperrte den Weg zum Schlafgemach. Die edlen Spender hatten tagsüber heimlich neun Paletten á 35 Träger mit leeren Limonadenflaschen vor dem Haus abgeladen und den Weg so verbaut, dass ein schnelles Durchkommen unweigerlich mit Scherben verbunden gewesen wäre. Glück und Glas, wie leicht bricht das - das Brautpaar soll bis halb fünf Uhr in der Früh damit verbracht haben, sich wenigstens eine Schneise durch das Flaschenmeer gebahnt zu haben. Das restliche Leergut sollen die beiden am Sonntag aufgeräumt haben.

Dabei können sie noch von Glück sprechen: Ein Grasbrunner Brautpaar war im Juni dieses Jahres ratlos vor 1258 Bierkästen gestanden, dem Geldgeschenk der Burschen aus dem Ort. Auch diese beiden werden die ersten Tage nach ihrer Vermählung wahrscheinlich vor dem Getränkeautomaten verbracht haben.

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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