Mitten in Unterhaching:Casanova sucht Prinzessin

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A bisserl Kleingeld braucht man scho, um in Adelskreise aufzusteigen beziehungsweise, um darin zu überleben

Von Claudia Wessel

A bisserl Kleingeld braucht man scho, um in Adelskreise aufzusteigen beziehungsweise, um darin zu überleben. Es braucht ein Kleid, am besten zwei, Schuhe, Strümpfe, vielleicht sogar einen Tanzkurs. Für den Herrn einen Anzug, nicht zu langweilig, am besten passend zum Outfit der Prinzessin. Ist etwa das Kleid taubenblau, empfiehlt sich für den Prinzen ein ebensolches Revers. Und so weiter und so fort.

Klar, Vieles wird auch gespendet für ein Faschingsprinzenpaar. Das Auto stellt meist ein Autohaus für die Verwendung seines Namens zur Verfügung, eine Suite für die heiße Phase das örtliche Hotel, in Unterhaching gehört sogar der Friseur zu den Sponsoren des Prinzenpaares. Es wird dort kostenlos für die vielen Auftritte aufgepeppt. Und überhaupt ist alles nicht mehr so schlimm wie früher. 20 000 Mark hat der Faschingsprinz der Gleisenia Unterhaching aus dem Jahr 1986, Helmut Brantl, heute Ehrenpräsident, seinerzeit locker gemacht. Wobei sehr viel dafür drauf ging, den Gardemädchen Sekt auszugeben, wie er sich erinnert. Glücklicherweise dürfen diese heutzutage vor dem Auftritt keinen Alkohol mehr trinken. Aber danach schon. Und dann sind da ja auch noch die Gleichgesinnten in den anderen Faschingsgesellschaften, die man alle während der narrischen Zeit zu Auftritten besucht. Vielleicht trinkt da die ein oder andere Prinzessin ja auch gerne ein Schlückchen Perliges nach dem Walzer.

Andererseits: Wer durch diese Rolle zu Ruhm und Ehren kommt, kommt auch in Zeitung und TV und das ziemlich oft. Und damit kann sich eine Firma, sagen wir die Bäckerei XY, die eine hübsche Tochter als Prinzessin zur Verfügung stellt, oder der Schreinermeister Z mit einem attraktiven Sohn, eine Menge Anzeigenkosten sparen. Also los! Denn die Gleisenia Unterhaching ist auf der Suche nach einem Prinzenpaar für die kommende Saison, Beginn 11.11., 11.11 Uhr. "Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich", heißt es vom Verein, "generell sollte natürlich schon ein Interesse an der fünften Jahreszeit bestehen." Die Würdenträger müssen auch kein Liebespaar sein. Das Alter wird mit zwischen 20 und 40 nur grob angegeben, sämtliche Ausnahmen sind möglich. Ein gewisses Talent zum Tanzen sollten sie allerdings haben. Ein Tipp zur Suche: In Unterhaching gibt es das Tanzlokal "Casanova". Wenn Ehrenpräsident Brantl da noch mal richtig großzügig ist, findet er sicher eine Prinzessin, die sich für die fünfte Jahreszeit in Schale wirft.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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