Immer das gleiche Spiel: Es ist kurz vor acht Uhr abends, und man hat keinen Tropfen Milch mehr im Kühlschrank für den Morgenkaffee. Bloß gut, dass der nächste, wenn auch kleine Supermarkt in Unterföhring nicht weit ist. Einmal über die Straße, schnell zum Kühlregal und dann ab an die Kasse. Doch die ist nur aus der Ferne zu sehen. Eine lange Schlange mit Last-Minute-Shoppern steht sich zwischen Nudelangeboten und Weinregal die Beine in den Bauch.
Der junge Mann an einer der zwei vorhandenen Kassen kann gar nicht so schnell die Waren über den Scanner ziehen, wie sich immer mehr Kunden einreihen. Und vernehmbar genervt schnaufen. Und mosern. Und schimpfen. Und wenig charmant verlangen: Zweite Kasse, bitte! Der junge Mann am Band gibt den Hilferuf an seine Kollegen weiter, die irgendwo im Laden einräumen, putzen oder anderweitig zu tun haben. Doch es passiert nichts. Weit und breit keine Unterstützung im Kampf gegen die düster dreinblickende, mit Milch und Eiern bewehrte Menschenschlange.
Es kommt einfach niemand, der die zweite Kasse bedienen will, an der sich vor lauter Verzweiflung schon die ersten Kunden angestellt haben. Ob es an der ruhigen, freundlichen Stimme des jungen Mannes liegt, die das Supermarkt-Team zu so später Stunde gerne mal überhört? Noch bevor die ersten Kunden anfangen, lauthals zu pöbeln, dass man es ja so machen könnte, wie im Lokal, wo man angeblich nach dreimaligem vergeblichen Rufen nach der Rechnung einfach gehen darf, ohne zu zahlen, hat der arme Tropf an der Kasse die rettende Idee: Er hält einem Kunden das Mikrofon hin und lässt diesen in strengem Tonfall nach der Öffnung der zweiten Kasse verlangen. Und schon sausen die Kollegen herbei. Der Kunde ist König, der Abend gerettet und das Frühstück auch.