Mitten in Unterföhring:Hotspot Gockl-Wiese

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Wer braucht schon den Eiffelturm oder die Fontana di Trevi? Spektakuläre Kulissen fürs Handyfoto gibt es auch hierzulande

Kolumne von Sabine Wejsada

Schloss Neuschwanstein gehört definitiv zu den am meisten fotografierten Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Der Eiffelturm in Paris und die Fontana di Trevi in Rom stehen auf der Liste von Influencern ebenfalls ganz oben, wenn es darum geht, sich auf Instagram & Co. perfekt in Szene zu setzen. Der Times Square in New York und die Oper von Sydney eignen sich auch bestens als schmückendes Beiwerk. Doch auch im Landkreis München, speziell in Unterföhring, gibt es seit kurzer Zeit einen echten Hotspot für Fotografen.

Dort, wo einst der mächtige Bau des früheren Gasthofs "Zum Gocklwirt" stand, ist nach dessen Abbruch eine bunte Ortsmitte entstanden. Da reckt sich massenhaft roter Mohn in den Himmel, flankiert von blauen Kornblumen, die sich im Wind wiegen. Gleich neben der Hauptstraße, auf der sich täglich bis zu 25 000 Fahrzeuge in beide Richtungen durch Unterföhring schieben, blüht und summt es ohne Unterlass. Angezogen werden von dem Kleinod aber nicht nur die Bienchen. Auch Menschen jedes Alters mit oder ohne Instagram-Profil können daran nicht mehr so einfach vorbeigehen, ohne das Smartphone aus dem Täschchen zu holen.

Als die holde Maid in die Wiese hüpft, um das perfekte Plätzchen zwischen all der Pracht zu finden, zückt der Begleiter das schnurlose Telefon und hält mit der integrierten Kamera die idyllische Szenerie für die Nachwelt fest. Und weil's so schön ist, tauscht das Flower-Power-Pärchen dann auch noch gleich die Positionen. Während sich die beiden Blumenkinder gegenseitig ablichten, bleiben schon die nächsten Neugierigen stehen und warten etwas ungeduldig auf Einlass. Nicht dass am Ende der Mohn verblüht.

Sie und viele andere brauchen offenbar ein Beweisfoto, dass Unterföhring mehr ist als das unscheinbare Straßendorf auf dem Weg ins schöne München. Nicht auszuschließen, dass es die florale Gockl-Wiese im reisebeschränkten Corona-Jahr 2020 auf die Instagram-Hotspot-Liste schafft und es dort mit Antoni Gaudís Baukunst in Barcelona oder der Ponte Vecchio in Florenz aufnehmen kann.

© SZ vom 04.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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