Mitten in Unterföhring:Herzloses Häusl

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Jeder kennt sie, jeder hat sie und jeder braucht sie: die Toilette. Vom höchstgelegenen WC im Landkreis München aus könnte der Blick wunderbar in die Ferne schweifen, wäre es nur nicht eins von diesen modernen Plastik-Dingern

Von Sabine WEjsada

Jeder kennt sie, jeder hat sie und jeder braucht sie: Die Rede ist von der Toilette, im Alpenraum gern Häusl genannt. Des stillen Örtchens, an dem es oft gar nicht so leise zugeht, wird seit 2001 sogar auf dem ganzen Globus gedacht: Am 19. November ist Welttoilettentag. Mit ihm machen die Vereinten Nationen auf das Fehlen von hygienischen Sanitäranlagen aufmerksam. 40 Prozent der Weltbevölkerung müssen ohne richtiges Klo auskommen.

In unseren Breiten ist das zum Glück anders. Wer schnell wohin muss, findet meist ein geputztes und abschließbares Plätzchen: An Bahnhöfen, auf Friedhöfen, in Kaufhäusern oder in öffentlichen Gebäuden lässt es sich ungestört und ungehört austreten. Die Erleichterung soll ja, bitte schön, nicht unter freiem Himmel stattfinden. Allein schon aus Gründen der Schamhaftigkeit gehört das Geschäft in jedem Fall hinter verschlossene Türen, egal wie eilig es auch sein mag. Und wo kein fertiges Klosett vorhanden ist, da helfen mobile WC-Anlagen, die bei Festivals oder auch auf Baustellen aufgestellt werden, wo die Räume für die Verrichtung des natürlichen Bedürfnisses des Menschen gerade erst errichtet werden.

So wie auf einer Großbaustelle im Unterföhringer Gewerbegebiet: Dort können die Arbeiter ihrem Drang nicht nur am Boden nachgehen, sondern auch in mehr als 24 Metern Höhe. Dort oben auf der künftigen Dachterrasse eines Hotels steht ein stilles Örtchen, das seinem Namen gerecht wird. Vor dem vermutlich höchst gelegenen Dixi-Klo im Landkreis gibt es keine langen Warteschlangen. Denn allein der Weg nach oben ist eine Herausforderung an Lunge und Blase, weil die Treppenhäuser und Aufzugsanlagen in dem Gebäude noch nicht fertig sind. Doch das Erklimmen lohnt sich: Weit und breit kein Mensch, frische Luft und ein phantastischer Blick in die Berge. Darauf aber muss beim Austreten verzichtet werden. Denn das mobile Häusl in luftiger Höhe hat kein verspieltes Herz-Fenster, wie man es von Plumpsklos auf der Alm kennt. Schade eigentlich bei dem herrlichen Alpenpanorama.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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