Mitten in Unterföhring:Grusel-Botschaft auf dem Display

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Namen sind nicht nur Schall und Rauch, sie können auch extrem geschmacklos sein

Von Sabine Wejsada

Die meisten Menschen neigen dazu, sich bei der Namensgebung ihrer Nachkommen besonders anzustrengen. In manchen Familien ist es ganz klar, dass der Sohn nach dem Papa benannt wird. Eine Familientradition, die durchaus seit Generationen gepflegt wird. Da kann es dann schon einmal sein, dass alle männlichen Mitglieder seit dem Jahre Schnee Sepp oder Michel heißen.

Andere wiederum halten davon gar nichts. Das Kind braucht einen ganz ausgefallenen Namen: Pumuckl zum Beispiel oder Alaska, Brooklyn, North West, wie in Promi-Kreisen gerne genommen. Ist doch egal, ob das Baby beim Großwerden darunter leidet, dass es heißt wie der Kobold oder ein Stadtteil von New York. In Deutschland entscheidet das Standesamt bei der Anmeldung des neuen Erdenbürgers darüber, ob der von den Eltern gewünschte Vorname das Persönlichkeitsrecht des Kindes verletzen könnte. Manchmal werden auch Gerichte bemüht, um durchzusetzen, dass der arme Sprössling auf Persil getauft werden darf.

Wer ein Haustier sein eigen nennt, hat es da leichter: Der Hund kann sich nicht wehren, wenn er Herr Müller-Lüdenscheid gerufen wird, ebenso wenig wie die Katze, wenn Frauchen oder Herrchen finden, dass Angela Merkel als Name zum Pelztier besonders gut passt. Muss ja keiner wissen, es sei denn, die Mieze ist Freigängerin.

Dass Namen mehr als Schall und Rauch sind, bringen die modernen Zeiten mit sich: Wlan-Netze müssen nicht nur gesichert, sondern können getauft werden. Je nach Gusto: Die einen belassen es bei schnöden Zahlen- und Buchstabenkombinationen oder benennen das durch Hausmauern nach draußen strahlende Funknetzwerk nach ihren Kindern (Pumuckl!), öffentliche Einrichtungen geben sich meist nüchtern und weisen ihr Wlan als Gemeinde oder Rathaus aus, Arztpraxen nennen sich je nach Humorstufe Doc's Net oder Spritzen-Stube.

Privatleute allerdings denken sich mitunter Namen aus, die mit dem Adjektiv "geschmacklos" nur unzureichend beschrieben werden können. Wer etwa mit einem internetfähigen Smartphone durch Unterföhring läuft, dem kann es passieren, dass er auf dem Display desselben plötzlich gefragt wird, ob er sein Gerät mit einem Netz namens "Goebbels hätte freies Wlan gefeiert" verbinden möchte. Gut, dass man den Schlüssel dafür nicht kennt. Und schade, dass es für so etwas keine Namenspolizei gibt.

© SZ vom 12.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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