Mitten in Unterföhring:Eine Schatzkiste für die Ewigkeit

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Das Jahr 10 018. Vom Unterföhringer Schulcampus steht nicht mehr viel - aber irgendwo da draußen gibt es bald die Göbel-Galaxie

Kolumne von Sabine Wejsada

Wir schreiben das Jahr 10 018. Die Welt hat den Klimawandel überlebt, der Mensch nicht. Wirbelstürme und Meteoriteneinschläge haben in den vergangenen Jahrtausenden auch die nachhaltigsten und schönsten Gebäude hinweggefegt, selbst vom Unterföhringer Schulcampus, der im Herbst 2020 mit großem Brimborium eröffnet wurde, ist kaum noch etwas übrig. Nur Teile der Grundmauer stehen, als Außerirdische dem Gelände einen Besuch abstatten.

Diese stammen vom Planeten der Archäologen und haben nur einen einzigen Auftrag: Schauen, wie die Erdlinge in früheren Zeiten für ihre Schulkinder gebaut haben. Die Besucher aus dem All staunen nicht schlecht, als sie bei der Freilegung des Gymnasiums - damals die höchste Schulform, die es gab - auf eine metallene Kiste stoßen. Sie wurde bei der Grundsteinlegung im September 2018 im Erdboden versenkt und hat alles überdauert, was die Natur im Kampf gegen den klimaschädlichen Menschen auf die Erde geschickt hat.

Mit Lichtschwertern wird der Kasten geöffnet, und die Archäologen der Zukunft stoßen auf allerlei Krimskrams, mit dem sie so gar nichts anfangen können: Vier Flaschen mit einem Gebräu, das vermutlich eine berauschende Wirkung hatte, aber längst ungenießbar geworden ist. Eine Liste mit den Namen der Erdlinge, die offenbar das Schulhaus beschlossen haben. Planzeichnungen und Dokumente über den Bau, runde Metallscheiben, die sich Euro und Cent nennen. Und die Visitenkarte eines Mannes namens Christoph Göbel.

Dieser muss offenbar ein ganz hohes Tier gewesen sein in diesen Zeiten, da sind sich die kosmischen Experten einig. Ein Mann, mit dem womöglich die Macht war, weil ihm die Bildung nachfolgender Erdling-Generationen ganz besonders am Herzen lag, sonst hätte er sich wohl kaum mit seinem Namensschildchen für die Nachwelt verewigen wollen. Kann gut sein, dass es ihm die Aliens dafür in fernen Zeiten danken: vielleicht mit einer Göbel-Galaxie in der Milchstraße.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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