Mitten in Unterföhring:Außenwerbung trifft jeden

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Kinder lieben Comics. Und mit Comics lassen sich manche Sachverhalte viel leichter erklären - auch das Thema Aufklärung. In Unterföhring geschieht das direkt vor einem Hort

Von Sabine Wejsada

Manche Fragen können Eltern durchaus in gewisse Nöte bringen: Wenn die Tochter oder der Sohn, kaum den Windeln entwachsen und der Sprache mächtig geworden, plötzlich wissen will, wie die Babys in den Bauch kommen und was es mit der körperlichen Liebe auf sich hat. Psychologen raten zu Gelassenheit. Eltern dürfen durchaus ein bisschen herumstottern, sollten die Fragen ihrer Kinder aber als Chance sehen - zur Aufklärung.

Je älter das Kind, desto differenzierter kann die Erklärung ausfallen. Wichtig ist nach Meinung der Fachleute vor allem eins: das Reale in einfachen Worten unkompliziert darzustellen. Zu Hilfe nehmen können Eltern zudem altersgerechte Bücher, in denen die Kinder blättern dürfen, wenn sie die Neugier packt und etwas nachlesen wollen, was im Sexualkundeunterricht in der Schule behandelt wurde. Zur Aufklärung gehören immer die Themen Verhütung, um nicht ungewollt schwanger zu werden und sich beim Sex nicht mit Krankheiten anzustecken. Alles kindesaltergerecht erklärt.

In Unterföhring steht direkt neben dem Hort und gegenüber dem Bürgerhaus eine große Plakatwand mit eindeutigem Comic, der für den Gebrauch von Kondomen wirbt. Erschaffen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die seit mittlerweile 30 Jahren unter dem Schlagwort "Gib Aids keine Chance", darüber informiert, wie man sich vor HIV schützen kann, und nun als neue Marke die Kampagne Liebesleben aufgelegt hat. Die laut Eigenwerbung humorvollen Cartoons sollen zeigen, dass der Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen eigentlich ganz einfach ist - genau wie die Botschaften der Comics: "Benutzt Kondome" und "Geht bei Symptomen einer sexuell übertragbaren Infektion zum Arzt".

Weil im kinderreichen Unterföhring so viele Buben und Mädchen an der eindeutigen Werbetafel vorbeilaufen, auf ihrem Weg zum Hort oder in die Bibliothek im Bürgerhaus zum Beispiel, haben sich Eltern im Rathaus beschwert. Offenbar fürchten sie um die Deutungshoheit über den richtigen Zeitpunkt für die Aufklärung ihrer Sprösslinge. Dabei kann man damit doch nicht früh genug anfangen, oder? Im besten Fall könnten sprachlose Eltern das Plakat ja auch zum Anlass nehmen für ein Gespräch über Liebe, Kinderkriegen und alles, was dazugehört. Ohne auf Bienchen und Blümchen zurückgreifen zu müssen.

© SZ vom 02.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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