Mitten in Taufkirchen:Treppenwitz aus dem Rathaus

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Fast wie in der Schule: Taufkirchens Bauausschussmitglieder knobeln an einer Rechenaufgabe

Von Iris Hilberth

Seit 1995 gibt es in sämtlichen Schulen einmal im Jahr den Kängurutag. Was nach Sprungkraft klingt, hat vor allem etwas mit Hirnakrobatik zu tun. Schüler von der dritten Klasse bis zum Abiturjahrgang sitzen dann vor teilweise überaus kniffligen Tests, die bei ihnen die Freude am mathematischen Denken wecken sollen. Die Aufgaben seien darum fast durchweg sehr anregend, heiter, ein wenig unerwartet, wie die Initiatoren von der Berliner Humboldt-Universität betonen. Da mögen sie recht haben. Und damit ihnen nach 20 Jahren nicht irgendwann der Stoff für neue heitere Fragestellungen ausgeht, könnten sie durchaus mal einen Blick in so manche Sitzungsunterlage von Verwaltungen riskieren.

Zu empfehlen wäre etwa Papier 2015/0106 des Taufkirchner Gemeinderats. Hierin heißt es: "Auf Höhe der S-Bahnüberführung an der Waldstraße befindet sich auf Unterhachinger Gebiet eine Fußgängertreppe. In 50,00 Metern Entfernung kann man, ohne die Waldstraße überqueren zu müssen, mithilfe der nächsten Fußgängertreppe die Fußgängerbrücke, welche hier die Gemarkungen Taufkirchen und Unterhaching miteinander verbindet, problemlos benützen. Beide Treppen sind mit einem Fußgängerweg entlang der Waldstraße verbunden. Die Entfernung der beiden Fußgängertreppen mit 50 Metern zueinander ist zumutbar."

Man könnte ob dieses Treppenwitzes am Kängurutag fragen: Wie lang ist die Waldstraße? Oder: Wie oft muss man die Treppen auf Unterhachinger Gebiet nutzen, wenn man ein Jahr lang fünf Tage in der Woche S-Bahn fährt? Der Bauausschuss aber sollte klären: Ist eine gefahrvolle Querung der Waldstraße zwingend erforderlich, ein Umweg über den bestehenden Radweg zumutbar oder muss eine weitere Treppe gebaut werden? Das Gremium sprach sich letztlich gegen den Neubau aus. Ein solch abstraktes Vorstellungsvermögen und schnelles Erfassen komplizierter Sachverhalte beeindruckt sicher auch die Leute von der Humboldt-Uni. Aber so war das nicht. Kapiert hat die Formulierung der Verwaltung eigentlich keiner richtig. Selbst der Bürgermeister nicht. Aber das war am Ende nicht so wichtig. Die Treppe war einfach zu teuer. Känguru, spring!

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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