Mitten in Taufkirchen:Tierisch ungleiches Rennen

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Ochs und Kamel treten am Vatertag gegeneinander an. Wer meint die Burschen wollten sich damit nur eine Gaudi machen, verkennt die wahre Brisanz

Kolumne von Michael Morosow

Kannst net aufpassen, du Kamel", schimpft der eine Autofahrer, "Hornochs, damischer", zetert der andere zurück. Auch und gerade im Straßenverkehr spielen diese beiden Säugetiere eine große Rolle, wobei im bayerischen Schimpfwort-Ranking der Ochs etwa gleichauf mit der "bläden Gans" liegt, knapp hinter dem "bläden Hund", aber deutlich hinter dem Kamel, das jedoch auch ohne verstärkendes Prädikat auskommen muss. Für ewig an erster Stelle thront übrigens der Mensch, weil es im Tierreich tatsächlich keinen Dümmeren gibt als einen "depperten Deppen". Am Vatertag nun hat das Trampeltier die einmalige Chance, zumindest die Ochsen hinter sich zu lassen.

Die Taufkirchner Burschen veranstalten zur Feier ihres 125-jährigen Bestehens ein Wettrennen zwischen Ochs und Kamel. Noch nie seien beide Tierarten gegeneinander angetreten, weshalb der Showdown am Vatertag in die Geschichte eingehen werde, jubilieren die Burschen.

Aber wer wird gewinnen? Das kastrierte Rind, das mangels Interesse noch nie eine Kuh einholen musste, aerodynamisch eine Katastrophe ist, eine Tonne Startgewicht mitbringt, seine Höchstgeschwindigkeit gewöhnlich am Drehspieß auf dem Münchner Oktoberfest erreicht und auf der Liste der schnellsten Tierarten mit vier Stundenkilometern notiert ist? Oder das Wüstenschiff, das halb so schwer ist, doppelt so lange Rennbeine hat und bei Kamelrennen in arabischen Ländern mit bis zu 64 Stundenkilometern durch den Sand pflügt? In den sozialen Netzwerken tippen die meisten, welch Wunder, auf die schnellen Kamele. Aber wer weiß, vielleicht wird ein Ochse am Start wie Ferdinand der Stier von einer Hummel in den Hintern gestochen und zischt ab wie eine Rakete. Außerdem sitzt auf jedem der acht Ochsen und vier Kamelen ein Reiter. Die Spannung vor dem 100-Meter-Lauf steigt, Fernseh- und Radiosender haben sich bereits angesagt. Zum Showdown kommt es um 15 Uhr. Die Veranstalter versprechen ein buntes Rahmenprogramm. Die Verpflegung ist gesichert. Die Frage ist noch, ob es Ochsensemmel geben wird. Hängt wohl vom Ausgang des Rennens ab.

© SZ vom 08.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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