Mitten in Taufkirchen:Frischer Strom vom Bäcker

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Das Prinzip Fachhandel ist lang überkommen. Welcher Laden etwas auf sich hält, bietet der Kundschaft beite Warenauswahl. Auch beim Bäcker in Taufkirchen könnte es bald heißen "Zwei Semmeln und einmal vollladen, bitte!"

Von Iris Hilberth

Längst hat man sich daran gewöhnt, beim Einkaufen nicht mehr seinen antiquierten Vorstellungen von echten Fachgeschäften nachhängen zu dürfen. In den seltensten Fällen wird wirklich nur das verkauft, was einem so in den Sinn kommt, wenn man an Bäckerei, Metzgerei oder Gärtnerei denkt. Niemand muss heutzutage noch eine echte Post aufsuchen, will er Briefmarken kaufen. Und in der Apotheke dürfen es gerne auch mal ein paar Bücher sein. Schokolade? Gibt es garantiert im Blumengeschäft direkt neben den Fertigsträußen. Senf beim Bäcker, Brezn im Baumarkt und Lesebrillen im Lebensmittelvollsortimenter. Auch wundert sich keiner mehr, wenn der Telefonanbieter sein "Exklusiv-Paket" nicht mit neuen Sondertarifen, sondern mit Wein aus verschiedenen Ländern bestückt. Die Stützstrümpfe und die Kindermatschhose vom Kaffeeröster sind schon ein alter Hut. Und wer alles auf einmal will, fährt zur Tankstelle.

Dort gibt es bekanntlich von der Zeitschrift über Wurstsemmeln bis hin zu Fertigpizza, Damenbinden und Magerquark alles, von dem einem spät am Abend oder am Sonntag einfällt, dass man vergessen hat. Benzin natürlich auch, aber das muss nicht extra erwähnt werden. Was das betrifft, können sich Tankstellenbesitzer bislang entspannt ihrer Monopolstellung gewiss sein. Vielleicht aber nicht mehr lange. All die anderen, denen die Herren der Zapfsäulen die Butter vom Brot nehmen und die deshalb vielleicht kleinere Brötchen backen müssen, schlagen jetzt zurück.

Wer's nicht glaubt, kann Bäcker Götz in Taufkirchen fragen. Der ist neulich zu spät in die Gemeinderatssitzung gekommen, weil seinem Elektroauto der Strom ausgegangen war. Noch einmal passiert ihm das nicht, denn Bäcker Götz hat jetzt angekündigt: "Wenn einer einen Strom braucht, kann er zu mir kommen. Ich habe inzwischen eine kleine Anlage." Der Strom fürs Auto vom Bäcker ist sicher nur der Anfang. Vielleicht plant der Metzger inzwischen als Angebot der Woche den Liter Diesel zum Sensationspreis, die Gärtnerei macht dann hinter den Gewächshäusern Platz für eine Zapfsäule mit Super E 10 und auch der Getränkemarkt erwägt sicher schon den Einstieg ins Mineralölgeschäft.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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