Der Deutsche ist allgegenwärtig in Korea, besser gesagt der "Deutschen". So nämlich heißt eine in Schwarz-Rot-Gold dekorierte Schnellrestaurant-Kette, in der es Burger und "Wust" gibt und die mit Sprüchen wie "Danke Schön Deutschen" oder "Bitte Bitte" wirbt. Deutsche Touristen allerdings sind eine Seltenheit, und so kommt es, dass wir eines Abends in Seoul auf dem Heimweg unversehens angesprochen werden. Die bereits leicht angeschickerte junge Koreanerin hat in der Schule Deutsch als zweite Fremdsprache gelernt und den Klang wiedererkannt.
Tatsächlich hat sie ein paar Brocken behalten und gemeinsam mit ihrem Begleiter, der perfekt englisch spricht, überredet sie uns, noch etwas trinken zu gehen. Und so landen wir in einem ansonsten leeren Kellerlokal mit Oktoberfestbildern an der Wand. Einige stammen tatsächlich aus München, die anderen augenscheinlich von einer koreanischen Veranstaltung. Das Bier wird eher pro forma bestellt. Dafür gibt es reichlich Soju, einen wässrigen und deshalb leicht zu unterschätzenden koreanischen Wodka.
Dabei trinken die Koreaner eigentlich gerne Bier, es gibt sogar eine rege Craft-Bier-Szene mit eigenen Brauereien und Lokalen. In einem davon lernen wir anderntags einen amerikanischen Soldaten kennen. Bevor er um halb eins eilends in sein Quartier aufbricht, um keinen Ärger zu bekommen, führt er uns in einen benachbarten Laden mit Bieren aus aller Welt. Wir sollen erklären, was von den deutschen Bieren zu halten ist, die es dort gibt. Wir versprechen, unser Bestes zu geben, betonen aber, dass wir nicht alle kennen werden. Was wir nicht erwartet haben: Es handelt sich fast ausschließlich um Schneider-Weißbier - und das halbe Sortiment der Brauerei Aying.