Mitten in Pullach:Heimat an der Hose

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Das Wappen auf der Jacke, die Gemeinde im Herzen. Die Burschen werden selbst beim Humpen heben gut aussehen

Von Kolumne Michael Morosow

Ein echter Bursche liebt außer seinem Deandl noch die Tradition, auf die er gerne einen Humpen hebt, seine Heimat, ein Prost darauf, und hie und da ein paar Mass. Genau genommen aber liebt er vor allem seine Hirschlederne, die nachts treu überm Stuhl hängt und ihm auch tagsüber nicht von der Seite weicht, selbst wenn er am Festabend nach ausgiebiger, selbstloser Heimatpflege bereits ziemlich traditionell dreinschaut. Damit er sich in seelischen Ausnahmesituationen wie etwa beim Maibaumstehlen an etwas festhalten kann, gehören zur Lederhose unbedingt lederne Hosenträger, die in Brusthöhe durch einen Steg verbunden sind, auf dem in bunten Stickereien Edelweiß und Gemeindewappen prangen samt Vereinsname und Gründungsjahr. Das sind wichtige Informationen auch für den Heimbringservice, falls ein Bursche mal zu viel Heimat getankt hat und ihm seine Herkunft partout nicht einfallen will.

Ist natürlich alles Klischee. Zuletzt im Pullacher Gemeinderat lief Sebastian Westenthanner, der 2007 den Pullacher Burschenverein aus der Taufe gehoben hat, wie ein Model auf der Münchner Trachtenmesse vorbei an den Gemeinderäten, die seine Gewandung bewundern durften: Haferlschuhe, Lederhose, Weste, Hut und Steg zwischen den Hosenträgern mit Enzian, Gründungsjahr, Vereinsname und dem Pullacher Wappen (Buche mit silbernen Wurzeln auf blauem Grund, schwarzer Schild mit drei silbernen Leisten sowie ein silberner Wellenbalken, der die Isar symbolisiert). Der fesche Burschenchef machte eine gute Figur dabei, und am Ende bekam er auch, was er wollte. Zukünftig dürfen er und die Seinen das Hoheitszeichen der Gemeinde auf T-Shirts und Jacken drucken lassen.

So könne man sie für Bauhof-Mitarbeiter halten, monierte Renate Grasse von den Grünen, und ihre Fraktionskollegin Marianne Stöhr meckerte, dann wolle der nächste Verein sich Socken mit dem Wappen stricken lassen. Der Rest stimmte dem Antrag zu, sodass Westenthanner zufrieden nach Hause ging, die Bitte von Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund noch im Ohr, dem Wappen durch angemessenes Auftreten die Ehre zu erweisen. Werden sie sicher tun, traditionell und heimatverbunden, wie sie sind.

© SZ vom 21.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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