Mitten in Ottobrunn:Prachtexemplar auf Abwegen

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Welche Pläne der Ringelastrild verfolgte, der vor dem Juweliergeschäft in Ottobrunn aufgegriffen wurde, ist noch nicht endgültig geklärt. Erst einmal sitzt er jedenfalls hinter Gittern

Kolumne von Martin Mühlfenzl

Bisher ist der Ringelastrild eigentlich nicht als diebische Elster bekannt. Der Vogel, der auch als Ringelamadine bekannt ist, gehört ja auch zur Familie der Prachtfinken, während die Pica pica - also die Elster - zu jener der Rabenvögel gezählt wird. Ob der ausgebüchste Ringelastrild dennoch heimtückische Pläne geschmiedet hatte und beim Ottobrunner Juwelier Kurzan etwas Schmückendes mitgehen lassen wollte, hat er noch nicht verraten - und das, obwohl er doch unter Ornithologen als ausgesprochen gesellig gilt. Was immer das bei Vögeln auch heißen mag.

Der vor dem Juweliergeschäft in Ottobrunn aufgelesene Ausbüchser jedenfalls sitzt nun hinter Gittern, obwohl ihm noch nicht einmal der Prozess gemacht worden ist. Die sehr umsichtigen Vogelfreunde, die ihn gefunden haben, haben ihn in die tierärztliche Fachpraxis in Unterhaching gebracht - wo sich sicher ebenso umsichtig um ihn gekümmert wird, bis ihn sein Besitzer hoffentlich wieder nach Hause holt. Und doch bitte ebenso besonnen auf den kleinen Ausflug seines Exoten reagieren wird. Denn der dürfte sich hier im Landkreis nicht wirklich auskennen, kommt er doch von ganz woanders her: Sein eigentliches Verbreitungsgebiet ist der Norden und Osten Australiens. Genau genommen ist der Ringelastrild im Osten beheimatet, der sogenannte Gitterflügelastrild hingegen im Norden; und so ziemlich in der Mitte trifft sich die Mischpopulation zum geselligen Beisammensein. Ein bisschen Wikipedia-Wissen lehrt einen dann auch noch, dass dem Ringelastrild im Gegensatz zu anderen Prachtfinken ein eher verhaltenes Balzverhalten zu eigen ist und die Männchen nur sehr kurze Strophen ihres Nestlockrufes singen, um das Weibchen ihres Begehrens scharf zu machen.

Den ersten Gitterflügelastrild bracht übrigens im Jahr 1874 der damalige Hamburger Zoodirektor Carl Hagenbeck nach Deutschland. Was wohl mit diesem Exemplar passierte? Ober auch er ausgebüchst ist? Keine Ahnung. Aber das Ottobrunner Prachtexemplar wartet jetzt in Unterhaching auf seinen Besitzer. Der kann ihn sogar anrufen. Telefon: 089/61 20 88 05.

© SZ vom 30.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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