Mitten in Ottobrunn:Nichts und wieder nichts

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Wie friedlich es in Ottobrunn zugeht, beweisen der Polizeibericht wie die Gemeinderatssitzungen. Trotzdem: Ein bisschen Streitkultur darf sein

Von Martin Mühlfenzl

Die Bediensteten der Haarer Polizeiinspektion gehören zu den sehr zuverlässigen ihrer Art. Vor allem, wenn es um die Öffentlichkeitsarbeit geht. Selbst wenn es aus ihrem Dienstbereich überhaupt nichts Interessantes zu berichten gibt, teilen die Ordnungshüter der Ordnung halber mit: "Heute haben wir keinen Eintrag." Wenn sie besonders gut aufgelegt sind, unterteilen sie das "Nichts" auch noch in mehrere Sparten: "Verkehr: keine Vorkommnisse. Einbrüche: Hiesiger Dienststelle liegen keine Beiträge vor."

Diese sogenannten Pressemitteilungen erinnern stark an die Tagesordnungen der Gemeinderatssitzungen, die die Ottobrunner Rathausverwaltung verschickt. Mit dem Unterschied, dass der öffentliche Teil der Sitzungen immer mindestens vier Punkte aufweisen muss: Bericht des Bürgermeisters, Festlegung der nicht öffentlichen Tagesordnung, Genehmigung des Protokolls der vorangegangenen Sitzung und - logisch - Verschiedenes und Anfragen. Also "Sonstiges". Die Ottobrunner Gemeinderäte aber haben es zur Kunst erhoben, ihre Sitzungen in einer Geschwindigkeit durchzupeitschen, dass jeder Tagesschau-Moderator vor Neid erblassen würde. Und oft benötigen sie nicht einmal jene 15 Minuten, die der ARD bleiben, um das Leid der Welt aufzuzeigen. Das wiederum liegt auch daran, dass sich das Leid in Ottobrunn in Grenzen hält und sich der Gemeinderat daher meist mit so weltbewegenden Themen wie der LED-Beleuchtung am Bahnhof beschäftigen darf.

Nun darf man den "hiesigen" Gemeinderäten aber keine Faulheit unterstellen. Sie sind in Ottobrunn schon fleißig und arbeiten vor den Sitzungen derart intensiv, dass sie dann nur noch den Arm bei der Abstimmung nach oben recken müssen. Ein wenig mehr ausgeprägte Streitkultur aber würde dem Gemeinderat schon gut tun. Ein härterer Schlagabtausch hier, ein leichter Seitenhieb dort. Alles im Rahmen freilich. Schließlich will ja niemand im Pressebericht der örtlichen Polizeidirektion als echte Meldung auftauchen.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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