Mitten in Ottobrunn:Fachchinesisch für Anfänger

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Nicht nur Juristen haben eine eigene Sprache. Auch das Lokalpolitikersprech braucht manches Mal eine Übersetzung

Von Daniela Bode

Parallelwertung in der Laiensphäre", "Steering Committee Meeting", "Bap": Was soll das denn alles heißen?, denken jetzt bestimmt viele. Kein Wunder, aber auch kein Problem. In jeder Branche gibt es bekanntlich eigene Ausdrücke. Diese Beispiele stammen von den Juristen, aus dem Projektmanagement und von der Polizei. In der Regel genügt es ja, wenn man im eigenen Fachbereich weiß, was gemeint ist.

Journalisten allerdings sollten schon verstehen, worüber sie schreiben. So manch kryptischer Punkt auf Tagesordnungen für Gemeinderatssitzungen stellt sie da gelegentlich vor Herausforderungen. Ein schönes Beispiel fand sich kürzlich in Ottobrunn: "Einrichten eines digitalen Anordnungsverfahrens mit Signaturworkflow und einer digitalen Archivierung von Rechnungen; Übernahme des Verfahrens in den Outsourcing-Betrieb". Mmmh. Hört sich kompliziert an. Und Moment mal, Outsourcen verheißt doch oft nichts Gutes? Trotzdem schlägt die Gemeindeverwaltung dieses neue Verfahren vor?

Ein Rathausmitarbeiter bringt Licht ins Dunkel. Es geht unter anderem darum, Rechnungen elektronisch bei den jeweiligen Zahlungsanweisungen abzuspeichern und letztere elektronisch unterschreiben zu können. Der relevante Server soll im zentralen Servicerechenzentrum der Anstalt für kommunale Datenverarbeitung in Bayern installiert werden. Vorteile sollen etwa eine leichtere Handhabe für die Verwaltung und mehr Sicherheit bei den Daten sein. Verständlich, dass der Gemeinderat sich für das neue Verfahren entschieden hat.

Wer noch über die zu Beginn genannten Begriffe grübelt: Von Parallelwertung in der Laiensphäre sprechen Juristen, wenn es darum geht, ob ein Täter den Sinn eines Gesetzes erfasst hat. Das ist die Voraussetzung, um mit Vorsatz zu handeln. Im Steering Committee Meeting trifft sich im Projektmanagement der Lenkungsausschuss, das oberste beschlussfassende Gremium. Und mit Bap meinen Polizisten nicht die Kölschrockband - sondern eine "besonders auffällige Person".

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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