Mitten in Ottobrunn:Es lebe der Parkfriedhof

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Ein ganz besonderes Hotel soll auf dem Gottesacker entstehen und helfen, das Leben seiner Bewohner zu retten: Bienen

Kolumne Von Martin Mühlfenzl

Ob es in Ottobrunn bald so durchtrieben stimmungsvoll wie in Wien zugehen wird? "Am Zentralfriedhof is' Stimmung, wia's sei Lebtoch no net wor", singt Wolfgang Ambros - und die Toten hinterm Mausoleum scheinen mit ihm zu grölen in seiner Hommage an den riesigen Leichenacker am Rande der Stadt in Simmering.

In Ottobrunn grölt und singt noch niemand auf dem Parkfriedhof in der kleinen Gemeinde. Doch bald könnten hier die ersten Neuankömmlinge laut zu brummen anfangen. Lebende Gäste wohlgemerkt, die bald in ein besonderes "Hotel" einziehen könnten. So wünscht es sich der CSU-Ortsverband, der einerseits den Parkfriedhof etwas beleben will - was erst Mal etwas gruslig klingt. Anderseits damit auch etwas für den Naturschutz tun will. Die aufgelassene Urnenwand will die CSU in ein Insektenhotel für Bienen verwandeln. Und Sparfüchse sind sie in der CSU auch, könnten doch mit der Umnutzung der Mauer auch gleich die "Abbruchkosten vermieden werden".

Das Insektensterben ist in aller Munde - ganz so, als müsste die Urnenwand den Bienen ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß zur Verfügung gestellt werden. Um dort dauerhaft einzuziehen und nie wieder aufzuwachen. Aber im Ernst: Die Idee, auf einem Fleckchen Erde, das mit dem Leben nicht viel zu tun hat, Bienen anzusiedeln, ist vorbildhaft. Allerorten gründen sich Initiativen, um auf Felder Blumen zu pflanzen, in großen Orten Bienenstöcke auf Hausdächer zu stellen und die Heranwachsenden noch schnell über die Bedeutung der Insekten zu informieren, ehe es zu spät sein könnte.

Und wenn sich dann doch irgendwann wie auf dem Wiener Zentralfriedhof die Toten erheben, könnte sie gnädig stimmen, dass die Lebenden etwas begriffen haben. "Heit san olle wieder lustich, heit lebt ollas auf", werden sie singen.

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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