Mitten in Oberschleißheim:Shoppen mit Gebimmel

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Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet eben zum Berg gehen. Dies gilt insbesondere für den täglichen Einkauf. In Oberschleißheim aber kündigt Glockengeläut das Kommen des Gemüsehändlers an

Von Sabine Wejsada

Manchmal kann das Leben so einfach sein: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet eben zum Berg gehen. Dieser Sinnspruch gilt für viele Probleme des Alltags, die sich mit einer anderen Herangehensweise lösen lassen. Kommt der erwartete Anruf nicht, lohnt es sich meist, selbst zum Hörer zu greifen; grüßt der Mitfahrer in der Früh im Aufzug nicht, kann ihm ein freundliches "Guten Morgen" zumindest ein "Ihnen auch" entlocken; schaut das Gegenüber mal wieder sehr grantig aus der Wäsche, hilft ihm vielleicht ein kleines Lächeln aus der Misere.

Nur beim Einkaufen verhält es sich normalerweise so, dass immer der Prophet am Zug ist: Der Kunde muss in den Laden, um sich mit Lebensmitteln oder anderen Dingen des täglichen Gebrauchs einzudecken. Oder er bestellt von zu Hause aus im Internet, was sich bei einem Pfund Butter allerdings nicht wirklich als hilfreich erweist und ihm dann doch nicht den Weg zur Kühltheke erspart, will er kein fettiges Paket im Briefkasten haben.

In Oberschleißheim aber kommen die Sachen direkt zum Kunden: Ein Gemüsemann, den vielleicht so manche noch aus ihrer lange vergangenen Kindheit kennen, macht in den Straßen halt. Schon von weitem ist das Gebimmel der von Hand geschwungenen Glocke zu hören, die den Handel ankündigt. Es dauert nicht länger als ein paar Minuten und schon treten Menschen mit leeren Körben aus den Türen oder den Gartentoren und machen ein paar Schritte zum kleinen Lastwagen mit Aichacher Kennzeichen. Dessen aufgerollte Plane gibt den Blick auf eine Fülle an frischem Obst und Gemüse, an Eiern und Honig aus der Region frei. Radieschen und Erdbeeren wechseln den Besitzer, flankiert von einem kleinen Plausch oder der Bestellung für die nächste Woche. So macht Shoppen Spaß. Nur die Butter, die muss man sich woanders besorgen.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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