Erinnert sich noch jemand an den Veggie-Day? Das war das Schlagwort, unter dem die Grünen vor drei Jahren die Deutschen zu wenigstens einem fleischfreien Tag in der Woche bewegen wollten. Mit ihrem unglücklichen Versuch der Volkserziehung verdarben sie allerdings vielen Wählern den Appetit auf einen Regierungswechsel. Ein verkorkstes Steuerkonzept trug sein Übriges dazu bei, dass die Partei ihren Höhenflug bis zur Bundestagswahl jäh beendete und in der Opposition blieb. Dass die Grünen daraus für die Wahlen im nächsten Jahr gelernt haben, darf bezweifelt werden.
Schließlich müht sich die Partei schon seit ihrer Gründung mäßig erfolgreich um die Umerziehung der Menschen. Ob Atomkraft nein danke oder Jute statt Plastik - immer wollte man den einfältigen Bürger zum Umdenken oder zumindest Überdenken seiner konsumorientierten Bequemlichkeitshaltung anhalten. Wegen der Trägheit der Masse erreichten die Grünen jedoch bei allen, die ihren Müll weiterhin nicht so genau trennen, immer noch jedes Jahr in den Urlaub fliegen und lieber ein Nackensteak statt Zucchini auf den Grill schmeißen, allenfalls eines: Sie tun das jetzt mit schlechtem Gewissen.
Nun haben die Grünen einen weiteren schwachen Punkt gefunden, an dem sie uns arme Sünder packen können: Wir sollen mehr Rad fahren! Versuchte die Partei bisher noch, uns zum Umsteigen vom Auto auf Bus oder Bahn zu überreden, so geht der Bezirksvorsitzende der Grünen jetzt noch einen Schritt weiter: Statt den Öffentlichen Personennahverkehr auszubauen, solle der Landkreis besser Radschnellwege bauen, forderte Markus Büchler unlängst in Kirchheim. Denn: Auch Busse, stehen im Stau, so der Kreis- und Gemeinderat aus Oberschleißheim.
Die Frage ist: Was folgt als nächstes Down-Grade? Viel ist nicht mehr möglich. Die unterste Stufe auf der Mobilitätsleiter ist jedenfalls erreicht, wenn alle Anke Schuster folgen: Die Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Oberschleißheim bietet an diesem Freitag um 17 Uhr am Neuen Schloss wieder ihren Kurs "Barfuß im Park" an.