Mitten in Oberhaching:Yeti und Bigfoot sollen es richten

Lesezeit: 1 min

Zumindest dann, wenn der Winter nicht mitspielt und auch Schilder nichts helfen

Von Iris Hilberth

In Oberhaching stehen seit Anfang des Monats im gesamten Ortsgebiet Halteverbotsschilder. Das hat nichts mehr mit den vielen Baustellen zu tun, die das gesamte Jahr über die Oberhachinger Nerven arg strapazierten. Nein, Bagger, Presslufthammer oder Bauarbeiter sind nirgends zu sehen. Trotzdem darf keiner parken. Eine irritierende mitunter auch ärgerliche Situation, finden die Leute. Zumal dadurch auch die Raser freie Bahn haben. Die Nachfrage einer Bürgerin im Rathaus ergab folgende "kuriose" Antwort, wie Bürgermeister Stefan Schelle selbst zugibt: Grund ist der Winterdienst.

Welcher Winterdienst, wird sich der Oberhachinger da zu Recht fragen und vor allem: welcher Winter? Die Schneebeobachtung Oberhaching-Laufzorn des Deutschen Wetterdienstes bestätigt die Ahnung der Anwohner: "Derzeit keine Schneebeobachtung innerhalb der letzten sieben Tage vorhanden." Schade eigentlich für einen oberbayerischen Vorzeige-Ort wie Oberhaching. Den voralpenländischen Stil ziehen sie hier beim Häuserbauen seit 40 Jahren gnadenlos durch, ahnden jede Abweichung von der örtlichen Vorschrift zur Ortsgestaltung und jetzt: Adventszeit ohne Schnee. Was sollen da all die Zugereisten sagen, die viele Millionen investiert haben, um sich im schönen Oberbayern anzusiedeln? In deren Vorstellung gehören zu einem oberbayerischen Dorf sicher nicht nur Satteldächer mit roten Tonziegeln, Holzflächen in verschiedenen Grau- und Brauntönen und gärtnerisch gestaltete Vorgärten ohne Thujenhecken. Sondern im Winter eben auch Schnee. Nun kann man der Gemeinde nicht vorwerfen, diesen nicht frühzeitig im Kalender eingetragen zu haben. Sonst hätte sie schließlich nicht die Schilder aufgestellt. Für die milden Temperaturen kann sie ja nichts.

Im kommenden Jahr sollte Oberhaching die winterliche Gestaltung des Ortes dennoch selbst in die Hand nehmen. Der Zeitpunkt wäre günstig, denn 2016 muss die Ortsgestaltungssatzung überarbeitet werden, da ihre Gültigkeit abläuft. Nur braucht sich keiner Hoffnung machen, dass er dann vogelwild bauen darf. Das Gegenteil wird der Fall sein. In Oberhaching ist man überzeugt: Das Ergebnis der 40-jährigen Anwendung und Umsetzung der gestalterischen Ziele ist eine Erfolgsgeschichte.

Die Konsequenz: "Die wesentlichen Kernaussagen bleiben unverändert." Doch würde das den Gemeinderat im kommenden Jahr ja nicht daran hindern, die Behebung des Schneemangels zur Gestaltung einer vorweihnachtlichen Idylle gleich mit aufzunehmen. Schneemaschinen für den Hausgebrauch mit so vielversprechenden Namen wie Yeti und Bigfoot sind schon für rund 3000 Euro zu haben. "Arktis" ist zwar teurer, schafft aber zehn Liter Schnee pro Sekunde. Macht aber nichts: Der Freistaat fördert das.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: