Mitten in Oberhaching:Der Mediator vom Wertstoffhof

Demnächst heißt es an Containern nicht mehr nur, Elektroschrott hinten rechts, sondern: Wir müssen reden

Kolumne Von Iris Hilberth

Gartenabfälle bitte nur hinten links, die Kartonage klein machen, den Elektroschrott in den grauen Container und den Giftmüll wieder mitnehmen. Windeln gehören nicht ins Altpapier, Bauschutt hat nichts in der Tonne für Glas verloren. Die Regeln auf dem Wertstoffhof sind komplex. Man muss die Anweisungen des Personals befolgen und darf die Mitarbeiter nicht beleidigen, geschweige denn bedrohen. Das dürfte selbstverständlich sein. Ist es offenbar aber nicht.

Warum sonst sollte eine Akademie aus Berlin, die sich auf Kommunalwirtschaft spezialisiert hat, seit Jahren erfolgreich den Kurs "Schwierige Situationen auf dem Wertstoffhof" anbieten? Dort wird für eine Teilnahmegebühr von 430 Euro neben dem Umgang mit "Fehleinwürfen" auch "das aggressive Verhalten von Kunden" behandelt. Wer nun denkt, Berlin ist weit weg, der sollte mal mit den Mitarbeitern des Wertstoffhofs in Oberhaching sprechen. Die sind inzwischen so genervt, dass sie sich hilfesuchend an den Gemeinderat gewandt haben.

Was aber tun gegen jene, die das Personal beschimpfen, die ihren Kram nachts einfach irgendwo abladen und Sondermüll heimlich ums Eck entsorgen? An eine Videoüberwachung traut sich die Gemeinde noch nicht so richtig heran, datenschutzrechtlich ist diese Idee etwas heikel. Aber Seminare für die Mitarbeiter will man nun auf jeden Fall buchen, auch soll mit dem Jacken-Aufdruck "Ihr Wertstoff-Team Oberhaching" das "Wir-Gefühl" gestärkt werden. Herzstück der Deeskalationsmaßnahmen wird aber ein Mediator sein. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie jemand zwischen Sperrmüll und Gelbem Sack mit den Worten anspricht: "Wir müssen reden."

© SZ vom 01.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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