Mitten in Oberhaching:Billiger wohnen hinterm Esel

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Oberhaching sucht Straßennamen für ein neues Baugebiet. Die Adresse soll Bezug zu Viechern haben. Im Rehwinkel allerdings muss niemand leben

Von Iris hilberth

Schlossallee. Das klingt auf jeden Fall nach einer guten Adresse. Selbst wenn es dort längst kein Schloss mehr gibt. Auch in der Parkstraße lässt es sich sicher gut aushalten. Aber "Knochenmühle", "Prügelweg" oder "Am Kniebrecher"? Das hört sich wesentlich weniger einladend an. Wer weiß, was sich die Stadtväter in Göttingen, Passau und Sankt Wedel einst dabei gedacht haben. Wahrscheinlich waren Hauptstraße, Schulstraße und Bahnhofsstraße schon vergeben. So wie überall.

Dass es oft gar nicht so einfach ist, den frisch geteerten Wegen in die Neubaugebiete auch eine ansprechende Bezeichnung zu verpassen, wissen Gemeinderäte nur allzugut. Wirklich einig ist man sich da selten, wie die neue Anschrift in der Gemeinde heißen könnte, mit der sich die zukünftigen Bewohner heimisch fühlen und weder beim Buchstabieren ihrer neuen Anschrift ins Stottern kommen, noch sich für den Übermut der Namensgeber die nächsten hundert Jahre schämen müssen. Wer will schon "Hinterm Esel" (Speyer), am "Strullerweg" (Landsberied) oder "Auf dem Jochen" (Stuhr) wohnen? Das ist zwar alles sehr individuell, doch das Beratungsunternehmen Catella mahnt, dass die Namensgebung entscheidend zum Wert der Immobilie beträgt.

Immerhin gehen die Oberhachinger mit großem Ernst und sehr gewissenhaft an die Bezeichnung der neuen Erschließungsstraße im Baugebiet zwischen "Am Neuen Weg" und "Forstweg". Einig ist man sich schon, dass die Leute, die dort zukünftig ihr Eigenheim bauen, der Bezug zum jetzigen Feld und den dort lebenden Viechern immer gewiss sein soll, auch wenn dort längst alles zubetoniert ist. Die Verwaltung hätte da schon zwei Ideen. Wie wäre es mit "Hutung"? Nie gehört? Die Gemeinderatsmitglieder auch nicht. "Rehwinkel"? Finden manche zu trivial. Und Vogelnamen erinnern den Bürgermeister an Taufkirchen. Kommt also überhaupt nicht in Frage. Hey Leute! Ihr habt schließlich auch einen Doktorbäuerinweg und Wohnungen "Am Wildzaun". Und selbst Frankfurt lässt seine Bürger am "Großen Hasenpfad" wohnen. Oberhaching könnte sich auch ein Beispiel an Glücksstadt nehmen. Dort lebt es sich in der "Namenlosen Straße" auch ganz gut.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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