Der Liberale hat es bei Loriot ziemlich einfach. Ihm wurde vom großen deutschen Humoristen ein entscheidender Satz zugeschrieben: "Im liberalen Sinne heißt liberal nicht nur liberal." Den kann der Freiheitsliebende immer anbringen, jedes Thema damit bereichern - und sich, sollte er doch zu einem sinnvolleren Beitrag aufgefordert werden, dank Loriot, mit einem Zusatz elegant aus der Affäre ziehen: "Nein, ehe ich dumme Sachen sage."
Nun sind nicht alle Liberalen derart gepolt, dass sie nur darauf achten, kein dummes Zeug zu erzählen - oder sich selbst im eigentlichen Sinne ständig als liberal auszuweisen. Tobias Thalhammer etwa, der FDP-Kreisrat aus Neubiberg und ehemalige Landtagsabgeordnete, versteht sich bestens darauf, seine Meinungen pointiert unters Volk zu bringen. Via Pressemitteilungen, in den Gremien des Landkreises und natürlich über soziale Netzwerke. Als neuesten Gegner hat Thalhammer die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg auserkoren, die per Gesetz Lieferdiensten verbieten will, zwischen 22 und 5 Uhr Alkohol zu verkaufen. "Diese Bevormundungs- und Verbotspolitik geht mir tierisch auf den Senkel", lässt Thalhammer seine Like-Gemeinde auf Facebook wissen. Und wenn der Pizzabote nach 22 Uhr kein Bier mehr liefern dürfe, dann sei es eben schon "fünf vor zwölf". Und überhaupt, muss eins gesagt werden: "Verbote verbieten!"
Aber die Baden-Württemberger sind ja selber schuld. Sie hätten den "Toby" zu einem der ihren erwählen können, als er im April von einem Unbekannten im malerischen Städtchen Trossingen mitten im Wahlkampf zum Bürgermeisterkandidaten erkoren worden war. Acht Stimmen bekam der Neubiberger bei der Wahl, obwohl er gar nicht auf dem Wahlzettel stand - und von dem Städtchen auch nie zuvor gehört hatte. Die Inhalte auf den Plakaten, die der unbekannte Unterstützer für Thalhammer designt hatte, klangen aber wohl etwas zu weichgespült. "Musikalisch, volkstümlich, liberal", war darauf zu lesen. Das war selbst für einen Liberalen im Loriot'schen Sinne zu banal.