Mitten in Neubiberg:In Polen ganz groß

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Im Kreistag bleibt die Stimme des FDP-Politikers Tobias Thalhammer oft ungehört. In Polen dagegen wollen Tausende hören, wenn er deutsche Schlager singt

Von Stefan Galler

Eines sei von Anfang an klargestellt: Tobias Thalhammer ist ein sehr sympathischer Zeitgenosse. Verbindlich, freundlich, höflich. Der FDP-Politiker, einst Landtagsabgeordneter, seit dem Wahldebakel für seine Partei 2014 nur noch Kreisrat und Gemeinderat in Neubiberg, ist auf der anderen Seite aber auch jemand, der zu polarisieren weiß, vor allem durch seine politischen Einlassungen: So ist er als bekennender Liberaler selbstverständlich nicht nur vorbehaltlos für das Freihandelsabkommen TTIP, sondern plädiert außerdem für eine Abschaffung von nächtlichen Tempolimits auf Autobahnen. Seine Argumentation ist kurvig und geht in etwa so: Es würde zu weniger Unfällen von übermüdeten Lenkern kommen, wenn diese mit Vollgas und einer extra Portion Adrenalin ständig damit beschäftigt wären, ihren Wagen auf der Straße zu halten.

Nicht ganz verwunderlich, dass er für derlei Ideen etwa im Kreistag immer wieder durch den Wolf gedreht wird - und sich dann auch schon mal darüber beschwert, dass es ganz leicht sei, auf die Kleinen loszugehen. Doch es gibt einen Ort, ach was, ein ganzes Land, da zählt der Tobi gar nicht zu den Kleinen: In Polen nämlich, da verehren sie den 36 Jahre alten Neubiberger. Und zwar nicht etwa für seine politischen Ansichten, sondern für seine Musik. Thalhammer tritt seit 2003 regelmäßig als Sänger im östlichen Nachbarland auf, wo er einen Bedarf an deutschem Schlager erkannt hat. Er firmiert dort unter dem Künstlernamen "Toby z Monachium", was nichts anderes heißt als "Tobi aus München". Rund 50 Auftritte hat er schon hinter sich, von den Fans wird er gefeiert wie Robbie Williams: "Toby, Toby"-Sprechchöre schallen durch die Hallen und Arenen, in denen er singt.

Zuletzt in Opole, dem früheren Oppeln, flippten 1500 Zuschauer regelrecht aus, als Thalhammer als Anheizer für den Headliner des Abends auftrat, dessen Haar seit jeher in einem etwas zu hellen FDP-Gelb erstrahlt: Schlagerlegende Heino. Den hatte er in seiner Eigenschaft als Konzertveranstalter nach Schlesien geholt. Damit nämlich verdient Thalhammer seinen Lebensunterhalt: Er organisiert Konzerte. Wie jenes in Opole.

Und weil Heino wie zuletzt immer auch dort in Lederklamotten auftrat und Songs von den Ärzten und Rammstein coverte, blieb Tobi aka Toby für viele Zuhörer der große Abräumer des Abends. Nicht zuletzt dank der Hymne "Jedna z gwiazd", seiner Version von "Ein Stern (der deinen Namen trägt)".

Wer angesichts dieser Vorstellung dann doch eher Thalhammers Politideen den Vorzug gibt, muss übrigens nicht zwingend ein Kulturbanause sein.

© SZ vom 27.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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