Mitten in Ismaning:Über den Durst

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Ausgerechnet zur Wiesn-Zeit wird das neue Ismaninger Bier knapp. Warum? Nix Genaues weiß ma ned

Von Irmengard Gnau

Bislang war die Familienfeier wirklich gelungen: Die Sonne scheint, die Stimmung ist locker, die Zunge angenehm feucht. Doch plötzlich gerät der Caterer ins Schwitzen, seine Bewegungen werden fahrig, er kramt verzweifelt hinter der Theke herum. Den Gästen bleibt das nicht verborgen. Ein Unglück droht, so viel ist klar. Tuscheln setzt ein, argwöhnische Blicke wandern in Richtung des Gastgebers. Er wird doch nicht etwa...?! Oh doch. Es ist die Horrorvorstellung jeder Wirtin und jedes Wirts, der kalte Schock für den Genießer, schlicht der Albtraum des Bayern: Das Bier ist aus. Laar. Zammgsuffa. Nix mehr da.

Eine Situation, die man wahrlich niemandem wünschen mag. Und doch ereilt sie in diesen Tagen immer mehr Ismaninger, die im Getränkemarkt vor blanken Regalen stehen, verzweifelt, schockiert. Wo auf dem Preisschild noch "Ismaninger Bier" steht, herrscht gähnende Leere. Kein Flascherl von dem Eigensud ist mehr zu finden, wer noch welche im Keller hat, hütet diese wie seinen Augapfel. Erst im Sommer hatte die frisch gegründete Brauereigenossenschaft stolz die ersten Kostproben des eigenen Biers der aufgeschlossenen Öffentlichkeit präsentiert. Das unfiltrierte Helle mit malzig-mildem Geschmack schmeichelte den Geschmacksnerven nicht nur der Ismaninger. Bald schon waren die ersten Tragl über die Grenzen hinaus im Umlauf. 5000 Liter ergab der erste Sud der Ismaninger, mangels eigener Anlage noch gebraut in der Hallertau.

Seither werde man regelrecht überrannt von trinkfreudigen Interessenten, berichtet der Vorstand der Genossenschaft. Fast 1600 Tragl gingen bereits über die Ladentheke, langsam wird das Leergut knapp. Und der Durst ist noch lang nicht gelöscht. Verdächtig ist es freilich schon, dass gerade jetzt, zur Wiesnzeit, das Ismaninger Bier gänzlich zur Neige geht. Fürchten die großen Münchner Brauereien etwa die lokale Konkurrenz und haben deshalb heimlich Hamsterkäufe veranlasst? Steht hinter den Zelten auf der Theresienwiese, abgedeckt mit einer Plane, traglweise Ismaniger? Nix Genaues woas ma ned. Immerhin besteht Hoffnung: In zwei Wochen wird der neue Sud fertig.

© SZ vom 20.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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