Mitten in Ismaning:Hoch hinaus

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Was könnte eine Weißbierpräsentation mit Christi Himmelfahrt zu tun haben oder ist sie eher dem Vatertag geschuldet?

Kolumne von Irmengard Gnau

Der Mai weiß sich in diesem Jahr wahrlich lieb Kind zu machen, zumindest bei Arbeitnehmern, die die Feiertage genießen können, die sich heuer geradezu stapeln im fünften Monat des Jahres. Am Donnerstag folgt bereits die nächste Unterbrechung der Arbeitswoche. All diese freie Zeit will freilich gefüllt sein, geistvoll am Besten. Das dachte sich wohl auch die Ismaninger Brauereigenossenschaft und griff die Gelegenheit beim Schopfe respektive Hopfen. An jenem kommenden Donnerstag wollen die Brauergenossen ihre neueste Kreation den wohlwollenden Augen und Mündern vorstellen: Ein Weißbier soll das lokale Bierangebot, aus heimischer Braugerste nach Ismaninger Rezeptur in der Hallertau gebraut, ergänzen.

Ob es nun ein Zufall ist, dass sich die Genossen für ihre Weißbierpräsentation gerade Christi Himmelfahrt als Termin wählen? Eine gewisse thematische Verbindung scheint nicht fern zu liegen. Der Aufstieg Christi in den Himmel nach seinem Tod am Kreuz wird stets 39 Tage nach dem Ostersonntag als katholisches Hochfest begangen, seit Mitte der Dreißigerjahre ist er in Deutschland auch ein gesetzlicher Feiertag. Bereits seit dem vierten Jahrhundert findet sich das Motiv in der christlichen Ikonografie wieder. Jene Aufstiegsbewegung ist freilich auch beim Weißbier ein zentrales Element - der geübte Einschenker weiß die Flüssigkeit so sanft und beständig ins Glas zu leiten, dass die Schaumkrone sich stolz erhebt.

Möglich wäre freilich auch, eine Verbindung zum zweiten, profanen Anlass zu suchen, der dem Christi-Himmelfahrtstag seit Jahren zugeschrieben ist, dem Vatertag. Je nach Region und Geschmack der jeweiligen Väter wird dieser auch gern für eine Herrenpartie genutzt. "Bierselige Horden singender Männer" beschreibt Günter Grass in seinem Roman "Der Butt" diesen Brauch sarkastisch, die "mit Flaschen und Stullen, Kuhglocken und Trompeten" die "ganze große Sau rauslassen" wollten. Ein solches Bild ist vor der Ismaninger Hainhalle (Beginn 11 Uhr) am Donnerstag schwer vorstellbar. Dort dürften formschöne Weißbiergläser und Steckerlfisch dominieren.

© SZ vom 09.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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