Mitten in Ismaning:Espresso zum Bleiben

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Das vermaledeite Virus hat seine Spuren hinterlassen, auch beim Personal hinter der Café-Theke. Aber langsam kehrt Normalität ein

Kolumne von Sabine Wejsada

Nach einem halben Jahr "Kaffee to go" aus der Bäckerei in Ismaning gibt es den Muntermacher für die Mittagspause im Home-Office seit einer Woche wieder in einer echten Tasse auf einem kleinen Silbertablett mit einem Gläschen Leitungswasser dazu, so wie ihn die Italiener mögen. Kein umweltschädlicher Pappbecher mehr, in dem das Gesöff in all den vergangenen Wochen eher schal dahergekommen ist und seine Lebensgeister weckende Wirkung nicht so richtig hat entfalten können. Kein Plastikdeckel und kein Einweglöffel als Beigaben zum Mitnehmen, was gut ist für den eigenen ökologischen Fußabdruck. Und ganz nebenbei auch noch für die öffentlichen Abfalleimer und deren berufsmäßige Entleerer, die angesichts des Mitnahmegeschäfts buchstäblich alle Hände voll zu tun hatten.

Endlich ist alles wieder halbwegs normal: draußen vor dem Café am Tisch sitzen mit einem Koffeinschub im stilechten Behältnis. Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier und fremdelt erst einmal eine Weile lang, wenn sich die Umstände nach gefühlt einer Ewigkeit wieder ändern und zum Besseren wenden, weil das vermaledeite Virus offenbar auf dem Rückzug ist und die Inzidenzwerte nach unten gehen. Nicht nur die Gäste tun sich aber noch ein wenig schwer damit, den Espresso mit dem Zusatz "für hier" zu bestellen und dann damit ganz gemütlich auf die Terrasse zu gehen. Auch beim Personal hat der strenge Gastro-Lockdown offenbar seine Spuren hinterlassen. Auf der Kasse lässt sich die Taste "im Haus" nicht mehr so schnell finden und der Kaffee läuft ganz gemächlich doch wieder wie in all den Corona-Wochen in den Pappbecher, während die seit kurzen wieder in den Dienst gestellten Tassen frisch poliert und glänzend auf ihren Einsatz warten.

Sei's drum. Das Missverständnis auf beiden Seiten der Theke lässt sich schnell beheben. Schwungvoll wird eben ein neuer Kaffee gemacht - für draußen, im schönsten Porzellan. Selten hat ein Espresso so gut geschmeckt wie der allererste nach den langen To-go-Zeiten. Daran kann man sich gewöhnen.

© SZ vom 20.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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