Mitten in Hofolding:Willkommen im Schmankerlland

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Was eint Dackel und Herrchen und wieso ärgern sich Menschen in Hofolding über Brotzeitholer?

Von Bernhard Lohr

Es ist gar nicht so leicht zu verstehen, wie der Münchner zu seinem Dackel gekommen ist. Schließlich gilt der Bewohner der Landeshauptstadt und seiner umliegenden Dörfer als geborener Gemütsmensch. Wie soll zu einem Mannsbild nur diese Viertelportion von einem Hund passen? Aber in einem finden sie zusammen: wenn Herrchen und Hund vor dem Metzgerladen stehen. Dem einen läuft das Wasser im Mund zusammen, der andere wedelt mit dem Schwanz wie sonst noch was. Im Anblick einer Wurst werden sie eins.

Beide verbindet die Hochachtung vor dem, der sie nährt. Wer einen füttert, den beißt man nicht, weiß der Hund. Und der Münchner schätzt niemanden mehr als den Metzger, der ihm seine Leberkässemmel mit Senf so herrichtet, wie er sie mag. Eine Stufe drüber steht vielleicht nur noch der Brotzeitholer, der ihm das gute Essen auch noch am Bürotisch vor die Nase setzt. Der Brotzeitholer ist wohl gelitten, auch wenn er nur für sein eigenes leibliches Wohl sorgt.

An dieser ehernen Wahrheit ändert auch nichts, dass einige Brotzeitholer zuletzt in Hofolding Ärger auf sich gezogen haben. Wie letztens im Gemeinderat offenbar wurde, steuern Chauffeure des örtlichen Busunternehmens ihre langen Fahrzeuge auf den Parkplatz des neuen Discounters, um sich - und vielleicht auch Kollegen - mit Essen einzudecken. Dass sie dabei Chaos anrichten, kann sich jeder gut vorstellen, der selbst schon mal mit seinem Pkw auf so einem Parkplatz umständlich rangiert hat.

Vielleicht sollten die Hofoldinger das als Wink mit dem Zaunpfahl sehen. Die Autobahn ist nur ein paar hundert Meter weg und der Hunger treibt seit jeher Reisende zum Schnitzelwirt ins Dorf. Der Parkplatz am Discounter sollte ausgebaut werden, eine Raststation könnte Hofoldings Namen nach draußen tragen, als Herz des oberbayerischen Schmankerllands. Es wäre ein Ort für Gutmenschen und Brotzeitholer aller Art, an dem alle die wieder aufgerichtet werden, die ob des Hungers auf den Hund gekommen sind.

© SZ vom 31.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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