Es soll ja immer wieder Menschen geben, die in einem Anfall von Selbstkasteiung so weit gehen, für einen längeren Zeitraum ein Leben ohne Handy zu führen. Von einigen fehlt bis heute jede Spur. Wahrscheinlich finden sie ohne die Orientierungshilfe Google Maps den Weg nach Hause nicht mehr und irren planlos in Wäldern umher. Andere, die es schafften, wieder in die normale Welt zurückzukehren, sollen deutliche Merkmale des Kaspar-Hauser-Syndroms wie Hospitalismus und allgemeine Verwirrtheit aufgewiesen haben und mussten langsam mit einer Klingelton-Therapie resozialisiert werden. Deshalb die dringende Bitte an alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn: Passen Sie auf Bürgermeisterin Ursula Mayer und ihre Rathausmannschaft auf. Sie durchleben gerade die Hölle. Sie sind abgeschnitten von der Außenwelt, können seit einer Woche nur noch über den Flurfunk in Erfahrung bringen, was in der Gemeinde vor sich geht. Und vor allem: Sie können nur noch untereinander kommunizieren. Wer weiß, wie lange das noch gut geht.
Angefangen hat die ganze Misere in der Vorvorwoche, als während eines kräftigen Unwetters ein Blitz die Telefonanlage der Gemeindeverwaltung nachhaltig außer Betrieb setzte, womit das Rathaus seit Montag, 8. Juni, telefonisch nicht mehr erreichbar ist. Ursula Mayer und ihre Leute im Rathaus müssen den Schaden bereits nach fünf Tagen bemerkt haben und fanden sehr schnell eine technische Möglichkeit, die Außenwelt davon in Kenntnis zu setzen, nachdem ja der Poststreik ein Rundschreiben an die Haushalte vereitelte. "Störung der Telefonie im Rathaus" lautet der Titel einer E-Mail vom Freitag. Aber über E-Mail sei man erreichbar. Ein Klick auf die gemeindliche Homepage bestätigt dies. Auf ihr kann man Aktuelles in Erfahrung bringen. Etwa den Hinweis auf die telefonische Sprechstunde der Bürgermeisterin am 23. Juni von 8.30 bis 9.30 Uhr. Ursula Mayer war bis Redaktionsschluss über die Telefonie nicht erreichbar.