Mitten in Grünwald:Wachsam und flexibel

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Sie ist einfach dort geblieben, wo sie einen Großteil ihres Berufslebens verbracht hat: In der Parkresidenz Hermine Held hat die ehemalige Rotkreuzschwester Edith Gehlert jetzt ihren 100. Geburtstag gefeiert

Von Claudia Wessel

Dreieinhalb Jahrzehnte Ruhestand - das ist keine schlechte Bilanz. Die Rotkreuzschwester Edith Gehlert, 100 Jahre alt, kann auf diese Zeitspanne zurückblicken. Und noch dazu auf einen Ruhestand in angenehmer Geborgenheit. Denn als sie im Jahr 1980 ihr Arbeitsleben offiziell beendete, musste sie keine großen Neuanfänge bewältigen. Sie musste weder umziehen, noch im Alltag auf ihre Kolleginnen und Kollegen verzichten. Sie blieb einfach, wo sie war: In ihrem Zimmer in der Parkresidenz Hermine Held in Grünwald, wo sie zuvor schon als Schwester gearbeitet hat. Das Heim ist nach der früheren Generaloberin des Bayerischen Roten Kreuzes Hermine Held benannt, die von 1945 bis 1982 im Amt war.

Dieses Heim wurde einst geschaffen, um pensionierten Rotkreuzschwestern eine Heimat zu bieten, inzwischen ist das Alten- und Pflegeheim für alle Senioren zugänglich. Doch natürlich findet man dort immer noch sehr viele ehemalige Schwestern. Wenn nun jemand 100 Jahre alt wird, wird natürlich nach dem Geheimnis für das lange Leben gefragt. Während darauf sonst Dinge geantwortet werden wie "kein Alkohol" oder "täglich einen Kirschlikör", "immer auf die schlanke Linie achten" oder "sich keinen Stress mit Gesundheitswahn machen", hat eine Person, die ihr Leben lang mit der "berufsethischen Haltung als Rotkreuzschwester" verbunden war, darauf eine andere Antwort: "Man muss wachsam sehen, was erforderlich ist und stets flexibel bleiben", verriet Edith Gehlert bei ihrer kleinen Feier gemeinsam mit Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU), Heimleiterin Heidi Sogawe und Schwesternschaftsvertreterin Cornelia Lorenz.

Diese Wachsamkeit erlernte Edith Gehlert nicht zuletzt im Zweiten Weltkrieg. Als junge Krankenschwester war sie kurz vor Stalingrad im Einsatz, zuletzt dann in einem Lazarett in Arco am Gardasee. Dorthin ging sie sogar zwei Wochen vor Kriegsende nach einer Reise in die Heimat nochmals zurück. Seit 1957 war sie in der Schwesternschaft München tätig. Somit vereint Edith Gehlert Flexibilität und Bodenständigkeit in sich. Mit ihrem Leben ist die alte Rotkreuzschwester zufrieden. Darauf stieß sie mit ihren Gästen mit einem Gläschen Sekt an.

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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