Mitten in Grünwald:Lebenswichtige Kleinigkeit

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Im Haus der Begegnung in Grünwald warten helle, gut ausgestattete Büros darauf, bezogen zu werden. Das hat einen Grund

Von Claudia Wessel

Welches ist der Moment nach einem Umzug, in dem man das Gefühl hat: Ich bin angekommen? Wenn alle Kisten nach oben geschleppt sind und als Stapel auf dem Teppich stehen? Wenn alle Kartons ausgepackt sind und der Inhalt in die Schränke eingeräumt ist? Wenn der Herd in der Küche funktioniert und Getränke im Kühlschrank stehen?

All das ist der Fall im Haus der Begegnung in Grünwald, jedenfalls in den Häusern A, B und C. Auch in den Räumen der Nachbarschaftshilfe, von welcher Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) in der vergangenen Gemeinderatssitzung stolz verkündete, sie sei bereits eingezogen in das 39-Millionen-Projekt. "Es fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten."

Einem Treffen mit dem Vorstand der Nachbarschaftshilfe, Pfarrer Christian Stalter, in dem neuen Zuhause kann dann ja wohl nichts entgegenstehen. Er sagt auch zu und erwartet einen zuvorkommend im Regen vor Haus B. Dass man andernfalls vor verschlossener Tür gestanden hätte, wird einem erst beim Betreten der Räume klar. Denn dort ist an diesem Tag noch kein Mensch. Weder im Café "Das Grün", das doch am Tag der Eröffnung, dem 12. Oktober, schon schmackhafte Speisen serviert hat, (das aber am 4. November, an dem die Tagespflege einen Tag der offenen Tür plant, nun wirklich eröffnet werden soll). Noch ein Stockwerk höher, wo die Nachbarschaftshilfe jetzt ihre neuen Räume hat. Auch vom Sozialamt der Gemeinde, das hier heimisch werden wird, ist noch nichts zu sehen. Im Haus der Begegnung kann man zwei Wochen nach der Einweihung noch niemandem begegnen.

Dabei stehen doch in den wunderbar hellen Büros überall schon freundliche Schreibtische, bestückt mit schwarzen Monitoren und ebensolchen Tastaturen. Auch die Küche auf dem Flur ist sehr einladend und aus dem Kühlschrank zaubert Stalter ein paar kühle Apfelschorlen hervor. Man habe auch bereits alle Kisten hergebracht, versichert er. Man habe sie ausgeräumt und diverse Ordner in die Schränke geräumt. Er habe sogar mit Engelszungen versucht, seine Mitarbeiter hierher zu locken, versichert Stalter. Doch ohne Erfolg, sie bleiben vorerst in den alten Büros in der Emil-Geis-Straße. Revolution? So was in der Art. Denn die "Kleinigkeit", auf die man im Haus der Begegnung noch wartet, ist im 21. Jahrhundert lebenswichtig. Der Moment, in dem man nach dem Umzug angekommen ist, kommt heutzutage erst, wenn man wieder online ist.

© SZ vom 03.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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