Mitten in Grünwald:Kostenfreie Demokraten

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Die FDP zeigt sich im Wahlkampf großzügig und stößt so neue Ideen für Alternativen zur Parteienfinanzierung an.

Von Bernhard Lohr

So richtig Spaß macht es, wenn der Spaß auch umsonst ist. Das gerade laufende Free-and- Easy-Festival im Backstage in München trägt die Erfolgsformel im Namen. Und auch die Haarer haben gerade erst erlebt, wie erhebend es sein kann, sich vom schnöden Mammon frei zu machen. Ob mit dickem Geldbeutel oder mit leerem Säckel. Ganz wurscht. Jeder sollte beim Zamma-Festival mitmachen können. Und jeder sollte sich den Kulturgenuss leisten können. Das passte, denn die Ausrichter vom Bezirk wollten ein niedrigschwelliges, inklusives Angebot, wie es im Fachjargon so schön heißt.

Aber was ist davon zu halten, wenn die FDP eine Veranstaltung mit dem ehemaligen Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr als kostenfrei anpreist? Will die Partei der Besserverdienenden damit herausstreichen, dass solch ein Hochkaräter sonst nur gegen hohen Eintritt zu hören ist? Oder wollte man zu der Wahlkampfveranstaltung in Grünwald neue Wählerschichten anlocken? Also diejenigen, die immer dann kommen, wenn etwas umsonst ist? Vielleicht hat sich die FDP auch mit dem Zamma-Geist infiziert und wollte sich jetzt als Mitmachpartei für alle darstellen, mit einem Programm, das auch den kleinen Mann anspricht. Gerade so, als könnte der sich den Besuch von Wahlkampfveranstaltungen der SPD, der CSU und der Grünen nicht mehr leisten.

Vielleicht wäre es ja einen Versuch wert, dass Parteien Eintritt zu ihren Wahlveranstaltungen verlangen. Am besten mit vorheriger Sitzplatzreservierung. Schließlich können sich Parteien wie die FDP kaum vor Publikum retten. Die leidige Frage der Parteienfinanzierung wäre bald gelöst. Für 15 Euro eine Stunde wäre Bela Bach im Gasthof zur Post in Aschheim zu hören, und für zwölf Euro Eintritt gäbe es vielleicht schon eine flotte Bierzeltrede von Florian Hahn in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Ein amtierender Minister wäre natürlich nicht unter 20 Euro zu erleben, und ein Ministerpräsident sicher nicht unter 40 Euro. 300 oder 400 Euro müsste der Staatsbürger so schon investieren, um sich bis zum Wahltermin am Sonntag, 24. September, zu informieren. Ein Trost bliebe ihm immerhin: Der Zutritt zur Wahlkabine ist gratis. Garantiert.

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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