Mitten in Grünwald:Kontakt mit dem Beamten

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Inspektionsleiter Andreas Aigner will eine bürgernahe Polizei; und präsentiert vor großem Publikum seine Geheimwaffe.

Von Claudia Wessel

Jetzt fragt sich nur noch: Wohin? Vielleicht in Lang's Caféserie? Da gibt es guten Kuchen und auch ein paar lauschige Ecken. Oder zu The Chocolate Collection in der Schlosspassage? Da könnte man ein paar feine Pralinen zum Espresso dazu bestellen. Oder zu Feinkost Cardia? Da gibt's waschechten italienischen Cappuccino, aber halt auch rundherum Glasscheiben und wenn schon, dann möchte man ja auch ungestört sein. Schließlich geht es bei diesem Treffen womöglich um sensible Themen, auf jeden Fall aber um Dinge, bei denen man "ein komisches Bauchgefühl" hat.

Mit einem solchen aber muss man in Grünwald in Zukunft nicht mehr herumlaufen. Das hat der Leiter der Polizeiinspektion, Andreas Aigner, am Dienstagabend in der Bürgerversammlung hoch und heilig versprochen. "Trauen Sie sich, anzurufen bei der Polizei", hat er in den Saal gerufen. Man könne jederzeit mit allen Beamten sprechen, insbesondere aber mit Thomas Rückert. "Der neue Kontaktbereichsbeamte ist für Sie da", hat Aigner angekündigt und den zurückhaltenden jungen Mann neben sich gebeten aufzustehen. Der dunkelhaarige 32-Jährige hat verbindlich, aber nicht zu intensiv gelächelt, und sein Chef hat seine Telefonnummer gut lesbar für alle an die Wand geworfen: 64 1 4 41 42. Und dann hat er gesagt: "Er darf auch mal mit Ihnen Kaffee trinken gehen!"

Hey, das ist doch mal eine Ansage! Ein Treffen mit einem waschechten Polizeibeamten, auch wenn dieser noch die altmodische grüne Uniform trägt - auf dieses Angebot werden sicherlich unzählige Bürger und vor allem Bürgerinnen gerne zurückkommen. Sein Telefon wird unablässig klingeln und die Einladungen zu Himbeertorte und Tiramisu, Erdnusspralinen und Cappuccino werden nicht abreißen. Die Mütter vor der Grundschule, wo man den Kontaktbereichsbeamten zum Regeln des chaotischen Hol- und Bring-Verkehrs oft antrifft, werden ihm ihre Visitenkarten zustecken und er wird zu Kaffeekränzchen durch sämtliche Villen touren.

Damit Andreas Aigner seinen Kontaktbeamten nicht ganz aus den Augen verliert, wird ihm letztendlich nur eines übrig bleiben: ein Café in der Inspektion einzurichten. Mit gutem Kuchen und lauschigen Ecken.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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