Mitten in Grünwald:Geld spielt keine Rolle

Eine Schufa-Auskunft von einem Grünwalder? Absurder geht es kaum

Kolumne von Claudia Wessel

In Grünwald gibt es seit kurzem Carsharing. Zwei Fahrzeuge stehen im zweiten Untergeschoss der Tiefgarage am Marktplatz, eines davon ist ein Elektroauto. Die Gemeinde hat dafür mit der Lautlos durch Deutschland GmbH einen Vertrag abgeschlossen. Wer das Angebot nutzen möchte, muss sich unter www.sharing.lautlos.com registrieren. Zwar haben die Grünwalder sicher reichlich eigene Autos, doch geht man als Gemeinderat ja gerne mit gutem Beispiel voran. Achim Zeppenfeld von der SPD machte bei der Anmeldung allerdings eine so schreckliche Erfahrung, dass er sie seinen Kollegen jüngst in der Sitzung berichtete: Bei der Anmeldung wurde doch tatsächlich eine Schufa-Auskunft verlangt.

Ob das nicht zuviel des Guten sei, wollte Zeppenfeld wissen, zumal doch schon die Überprüfung des Führerscheins eine Voraussetzung zur Registrierung sei. "Da haben die bei Lautlos wohl entsprechende Erfahrungen gemacht", gab Bürgermeister Jan Neusiedl von der CSU zu bedenken. Mehr konnte er in diesem Moment nicht tun, da ja nicht die Verwaltung für die Abwicklung des Autoausleihens zuständig ist, sondern eben die Lautlos GmbH.

Achim Zeppenfeld aber konnte sich damit nicht zufrieden geben und stellte daher die Anfrage, "ob man die Schufa-Prüfung vielleicht für Grünwald weglassen könnte". Schließlich muss auch eine deutschlandweit operierende Firma wie Lautlos einsehen: Vieles ist möglich in Grünwald, das im Jahr 2018 bereits im April 180 Millionen Euro an Gewerbesteuer eingenommen hat, aber eines auf keinen Fall: Dass kein Geld da ist. Eine Schufa-Auskunft von einem Grünwalder zu verlangen ist somit so absurd wie eine Treueprüfung bei einem Priester.

© SZ vom 01.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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