Keine Sammlung von schlechten Witzen kommt wohl ohne diesen aus: Stehen ein Schaf und ein Rasenmäher auf der Wiese. Sagt das Schaf: "Mäh." Darauf antwortet der Rasenmäher: "Du hast mir gar nichts zu sagen." Kennen die meisten. Und mehr als ein gequältes Lächeln hat er wohl nie hervorgerufen. Obwohl es ja eigentlich schon befremdlich ist und damit vielleicht sogar zu einer gewissen Belustigung beiträgt, dass da ein Schaf und ein Rasenmäher gemeinsam auf einer Wiese stehen. Was will der Rasenmäher dort? Vor allem sollte er nicht so frech zu Schafen sein, die sind nämlich gerade dabei, ihm als einstigem Herren der Grashalme so dermaßen den Rang abzulaufen, dass er nicht mehr Muh noch Mäh sagen kann.
Die Gemeinde Grasbrunn hat das Ende des Rasenmäher-Zeitalters längst kommen sehen und setzt in der Grünpflege auf vierbeinige Mitarbeiter mit hungrigen Mäulern statt auf empathielose Maschinen mit erbarmungslosen Messern. Shropshire-Schafe zählen nun zum Inventar des Baubetriebshof in Grasbrunn. Die häckseln nicht in Windeseile außer Gras auch noch kleine Tiere, sondern gehen mit der gebotenen Ruhe an die Sache ran. Gestresst sind die nie, es besteht also keine Gefahr, dass sie im zu hohen Gras durchdrehen würden. Ihnen geht auch nicht das Benzin oder der Strom aus, wenn sie auf der Streuobstwiese am alten Postweg Stängel um Stängel kürzen. In der Pressemitteilung der Gemeinde heißt es: "Die Schafe fressen deutlich langsamer, sodass die Insekten fliehen können."
Und das ist noch nicht einmal alles, was Schafe so machen. In Grasbrunn weiß man auch, dass sich durch ihre Anwesenheit spätblühende und schnittunverträgliche Arten auf der Streuobstwiese etablieren können. Auch haftet der Pflanzensamen an der Wolle der Shropshire-Schafe. Fällt der andernorts wieder ab, helfen die Schafe den Pflanzen bei ihrer Ausbreitung, und das hilft indirekt wieder den Insekten. Also: Treffen sich ein Rasenmäher und eine Hummel auf der Wiese. Sagt der Rasenmäher: "Brumm." Sagt die Hummel...