Mitten in Feldkirchen:Erbarmen mit den Osterhasen

Hasen sind vielfältigen Gefahren ausgesetzt, besonders der Nachwuchs, der bald auf die Welt kommen wird. Aber können Jäger sie tatsächlich vor allen Schicksalsschlägen bewahren? Oder gibt es gar eine viel plausiblere Lösung?

Von Markus Mayr

Das Etikett eines Kräuterlikörs weiß: "Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild." Zur Osterzeit nun sind die Jäger besonders darauf bedacht, Hasen zu hegen. Denn die paaren sich gerade leidenschaftlich. Gerade ihre schutzlosen Nachkommen können die Fürsorge gut gebrauchen. Der Bayerische Jagdverband meldete unlängst aus Feldkirchen, dass "die ersten Osterhasen bereits das Licht der Welt erblicken". Und kaum geboren, schon lauert auf die Jungtiere an jeder Ackerecke die Gefahr: häckselnde Mähwerke, todbringende Viren und zahllose Fressfeinde wie etwa der Fuchs. Die Wildhüter wollen ihre Schützlinge vor solchem Unheil bewahren; und blasen ausnahmsweise ins gleiche Horn wie die Tierschützer.

Die Jäger jagen Füchse und überreden die Bauern, ihre Wiesen nicht zu mähen. Die Münchner Tierretter indes warnen vor einer Art Pocken-Virus. Schon eine einfache Impfung schütze die Tiere vor diesem Leid, sagen sie. Der Einsatz der Wildhüter und Tierretter in allen Ehren, doch werden sie keineswegs alle wehrlosen Feldhasen vor den grausamen Gefahren der Welt schützen können. Angesichts dieser unabwendbaren Schicksale scheint es barmherziger zu sein, die Jäger besönnen sich auf ihre zweite Pflicht. Das Etikett verrät auch diese: "Waidmännisch jagt, wie sich's gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt."

Ein Schuss und die Gefahr für den Hasen ist vorüber, vom Mähwerk gehäckselt, vom Fuchs zerfleischt oder vom Virus zersetzt zu werden. Anstatt in freier Wildbahn findet das Tier dann sein Ende auf einem Teller, gut durch gebraten - sodass die Hitze im Backofen auch ganz sicher alle Viren abgetötet hat. Darauf ein Likörchen. Prost.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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