Mitten in Feldkirchen:Der Zweite als Erster

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Von wegen Sommerloch. In Italien sprengt Salvini die Regierung - und in Feldkirchen wird der Rathauschef über Nacht gestürzt

Von Anna-Maria Salmen

Sommerlöcher, in denen in der Politik wochenlang nichts Bemerkenswertes passiert, sind seit heuer offenbar Geschichte: In Italien sprengt der Populist Salvini die Regierung, in Großbritannien stellt ein Premier Boris Johnson mal eben das Parlament kalt und in Feldkirchen wird SPD-Bürgermeister Werner van der Weck, kaum dass er im Urlaub ist, von seinem Stellvertreter Andreas Janson entmachtet. Dieser Verdacht drängte sich zumindest einer aufmerksamen Bürgerin auf, die den Gemeinderat in dessen jüngster Sitzung über den offensichtlichen Putsch informierte. Auf der Internetseite der Gemeinde hatte die Feldkirchnerin unter einer Bekanntmachung gelesen: Gezeichnet von Andreas Janson, Erster Bürgermeister.

Hat man da etwas verpasst im beschaulichen Feldkirchen? Wurde Bürgermeister van der Weck etwa Opfer einer Intrige? Hinterhältig gestürzt, während er nichts ahnend den Urlaub genießt? Mochte sein Stellvertreter die Wahl im kommenden März nicht mehr abwarten und hat bereits über Nacht den Chefsessel an sich gerissen? Kandidat der Unabhängigen Wählervereinigung für die Kommunalwahl ist Janson schließlich, und van der Weck hat bereits vor Monaten verkündet, nicht erneut als Bürgermeister kandidieren zu wollen. Wieso also warten?

Oder waren Computerhacker am Werk und sind ins Netzwerk der Gemeinde eingedrungen? Russische gar, die ja bekanntlich schon die amerikanische Präsidentenwahl manipuliert haben. Denkbar ist auch folgendes Szenario: Ein Rathausmitarbeiter hat das Dokument von seinem Urlaub auf Ibiza aus auf die Homepage gestellt, spätabends, nach einigen Gläsern Wodka-Red-Bull. "A bsoffene Gschicht" also. Wie auch immer. Noch-Zweiter-Bürgermeister Andreas Janson versprach, den offensichtlichen Fehler umgehend korrigieren zu lassen. Er selbst will bis 15. März warten - und sich dann ganz demokratisch zum Ersten Bürgermeister wählen lassen.

© SZ vom 18.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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