Mitten in Brunnthal:Vom Umtausch ausgeschlossen

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Beim Warten an der Rückgabe-Theke zeigen Ikea-Kunden Nerven. Einer flippt aus. Fehlt nur noch, dass einer die Polizei ruft

Kolumne von Christina Hertel

Montagabend, eine Viertelstunde vor Ladenschluss bei Ikea in Brunnthal. Etwa zehn Menschen stehen an, um Möbelstücke zurückzugeben, die ihnen doch nicht gefallen. Wer das vorhat, muss an einem Schalter einen Zettel mit einer Nummer ziehen und warten, bis diese auf einem Bildschirm aufleuchtet. Bei Ikea kann das schon mal eine halbe Stunde dauern. Genug Zeit, um die schlechtesten Eigenschaften eines Menschen zum Vorschein zu bringen.

Ein junger Mann mit braunem Wuschelkopf und zerschlissener Jeans stöhnt im Abstand von drei Minuten auf. Schneller geht dadurch nichts, die umstehenden Leute werden nur immer genervter. Eine Frau mit grauem Haar fragt den Ikea-Verkäufer wütend, wann denn nun endlich ihre Nummer dran sei. Der antwortet ruhig: "Was kann ich dafür, dass so viel los ist?" Man würde gerne hinzufügen: "Lass doch den armen Mann in Ruhe. Wahrscheinlich würde er jetzt auch lieber im Biergarten sitzen." Aber man beißt sich auf die Zunge.

Plötzlich ein lauter Knall. Ein Mann, kariertes Hemd, Jeans, Halbglatze, wahrscheinlich ein braver Familienvater, hat seinen Einkaufswagen mit voller Wucht gegen eine Wand geschoben. Im Wagen liegen Vorhänge und ein Polster, das zu einer Couch gehören könnte. Noch zweimal hintereinander kracht der Mann damit gegen die Wand und schreit dem Verkäufer Wörter entgegen, die man lieber nicht drucken sollte. Der Grund: Er hat seinen Kassenzettel vergessen, also die vergangenen 30 Minuten umsonst gewartet. Sein Kopf wird immer roter, sein Geschrei immer lauter.

Wie unangenehm, denkt man, greift in die Tasche, holt den eigenen Kassenzettel heraus und sieht: Es ist der falsche. Am liebsten würde man jetzt mit dem Halbglatzen-Mann um die Wette brüllen. Dann fällt einem ein: Vor ein paar Wochen sind in Berlin Menschen, die nicht gleich ins Schwimmbad gelassen wurden, so ausgerastet, dass die Polizei anrücken musste. Das soll in Brunnthal nicht passieren. Dann lieber tief durchatmen und am nächsten Morgen noch mal rausfahren.

© SZ vom 22.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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