Mitten in  Brunnthal:Mit Diesel getauft

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Nach Brunnthal kommt man nur mit dem Auto oder mit dem Bus. Die Gemeinde macht das Beste draus

Von Bernhard Lohr

Keiner kann behaupten, Brunnthal würde ab vom Schuss liegen. Schon die alten Römer nahmen mit Pferd und Wagen schnurstracks den Weg durch die Fluren der heutigen Gemeinde. Und wer heute nach Brunnthal will, kann sich aussuchen, welche Autobahnausfahrt er nimmt. Doch beim Ausbau der Bahnnetze haben die Brunnthaler, warum auch immer, den Anschluss verpasst. Ohne Auto oder Bus kommt man nicht hin und nicht weg. Die S-Bahn hält anderswo, in Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Sauerlach.

Die Brunnthaler machen freilich das Beste daraus. Der Geruch von Diesel und Benzin gehört zu Brunnthal wie die Wälder, Wiesen und Dörfer. Sie holten sich schlauerweise den blau-gelben schwedischen Möbelmarkt in die Gemeinde, zu dem sowieso keiner mit der S-Bahn fahren würde. Die Gasthöfe und das Gewerbe sind auf die Durchreisenden von der Autobahn ausgerichtet. Im Gewerbegebiet mit seinen Riesenmärkten, Hotels und Lastwagen am Straßenrand fühlt man sich leicht nach Texas versetzt.

Auch sonst muss kein Neid aufkommen. Etwa auf einen Bürgermeister Stefan Schelle in Oberhaching, der vor einem Jahr mit Stolz geschwellter Brust am Bahnsteig stand, als ein Pfarrer einen Zug der Meridian-Flotte auf den Namen "Deisenhofen" taufte. Schließlich residiert die Firma Geldhauser, eines der großen Busunternehmen der Region, in der Gemeinde. Und so kam Brunnthals Zweiter Bürgermeister Thomas Mayer kürzlich in den Genuss, einer Fahrzeugtaufe beizuwohnen.

Als im Werk in Neu-Ulm drei nigelnagelneue Fünf-Sterne-Reisebusse abgeholt wurden, gab es einen Festakt mit allem drum und dran samt Pfarrer - und am Ende hatte Bus 1 den Namen "Brunnthal" und Bus 2 den Namen "Hofolding" verpasst bekommen. Damit es auch recht festlich dabei zuging, hatte das Busunternehmen eigens 100 Stammgäste zu dem Ereignis chauffiert. Der dritte Bus wurde übrigens nicht auf "Faistenhaar", "Otterloh" oder "Kirchstockach" getauft, sondern auf "München". Als hätten die Münchner es noch nötig. Schließlich fliegt seit sechs Jahren ein Riesenjet A 380 unter dem Namen der Landeshauptstadt durch die Welt.

© SZ vom 14.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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