Mitten im Lehrerzimmer:Revolution der Pennäler

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Abiturientin, reißt Euch ja zusammen! Ein Abistrich ist kein Vorhaben für den Streichelzoo. Ihr wollt Euch doch auch in 25 Jahren noch beim Klassentreffen gemeinsam auf die Schenkel klopfen. Eine kleine Hilfestellung

Von Michael Morosow

Das Abitur ist eingetütet, jetzt stehen die Pennäler vor der größten Herausforderung in ihrer Schulzeit, dem Abi-Streich. Aber was heißt schon Abi-Streich? Ein Geniestreich muss es werden, obendrein ein derart Aufsehen erregender, dass er selbst beim Klassentreffen in 25 Jahren noch der Schenkelklopfer sein wird. Die höchste B-Note für den künstlerischen Wert verdient dabei zweifelsohne ein Abitur-Scherz, den die Welt noch nicht gesehen hat. Damit scheiden schon einmal die beliebten Klassiker aus wie Haupteingang komplett zumauern, den Direktor in Beugehaft nehmen oder Lehrer mit Haschplätzchen verwöhnen. Auch die allseits beliebten Alkoholexzesse sind wirklich nichts Neues mehr. Was Revolutionäres muss also geplant werden.

Ein kleiner Hinweis für die Abi-Scherz-Beauftragten: Plant verdeckt und denkt an eure Ehre. Geradezu unehrenhaft ist es, zuvor zum Direx zu laufen und gehorsamst zu fragen: "Herr Dings, wir würden Sie morgen gerne teeren und federn und in einem Käfig über den Schulhof ziehen, wäre es Ihnen in der großen Pause recht?" Das wäre muckerhaft, das wäre Verrat an der gemeinsamen Sache. Lasst außerdem die Finger von Konfetti und Wasserpistolen oder anderen Zutaten für weichgespülte Abi-Scherze. Es schauen auch Fünftklässler zu, die sich darüber schon im Kindergarten gelangweilt hatten. Das Lehrerzimmer bis zur Decke mit Luftballons fluten? - gähn. Flure und Treppenhäuser mit Schnüren bespannen? - bitte nicht schon wieder. Nach dem Muster "Streicheln statt Streiche" sind in den vergangenen Schuljahren fast alle Abitur-Scherze gelaufen, entworfen von Kreativkräften, die, wohlgemerkt, dafür zwölf Jahre Zeit zum Nachdenken hatten.

In den sozialen Netzwerken lassen sich übrigens auch viele Tipps für "gelungene" Abitur-Streiche finden, wobei aber hier und dort der Verdacht nahe liegt, dass das Kultusministerium verdeckt gepostet hat: Lehrerparkplätze absperren oder zustellen wird auf einer Seite geraten, indes mit dem in Klammern gestellten Nachsatz: Stellt sicher, dass sich in der Nähe noch andere Parkmöglichkeiten befinden. Das soll wohl ein Scherz sein.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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