Mitten im Landkreis:Spot an für den Klimaschutz

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Das brennen einem die Sicherungen durch: Der Landkreis will die Energieverschwendung ausgerechnet durch eine "interaktive Lichtinstallation" brandmarken

Von MARTIN MÜHLFENZL

Um aufzuzeigen, dass überall dort, wo es Gutes gibt, auch das Schlechte existiert, hat Johann Wolfgang von Goethe seinen Götz von Berlichingen sagen lassen: "Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten!" Ein Satz so einfach wie vielschichtig - und auch in der heutigen Zeit von geradezu strahlender Aktualität. Etwa in Bezug auf die Energievision des Landkreises München, die ja mittlerweile "29++" heißt. Die war schon bei ihrer ersten Auflage im Jahr 2006 mehr Schatten als Licht, obwohl sie gut gemeint war - allein es fehlte ihr die nötige Effizienz.

Das soll sich jetzt ändern, die Landkreispolitiker wollen gemeinsam mit den Bürgern, Vertretern aus der Wirtschaft, Vereinen und Verbänden so richtig durchstarten und die einstige Vision in reale, nachhaltige und zukunftsweisende Politik umwandeln. In diesem Sommer veranstalten daher acht Kommunen des Landkreises interaktive Lichtinstallationen unter der Leitung des Münchner Videokünstlers Christian Aichner. Die "Wanderkampagne" startet am 29. Juni in Gräfelfing, der Heimatgemeinde von Landrat Christoph Göbel. Dann können Bürger ihre Wünsche äußern. Diese werden anschließend nach Einbruch der Dunkelheit auf Gebäude in den Orten projiziert - und erst "mit Sonnenaufgang" wieder verschwunden sein, wie es in der Ankündigung des Landratsamtes heißt. "Mehr als nur eine Illusion" wird diese Aktion sein, lässt das Landratsamt verlauten - eine Botschaft, die "emotional bewegt".

Da ist wohl gleich mehreren Planern der neuen Energievision die comic-hafte Glühbirne über dem Kopf erschienen. Allerdings ist ihnen diese Birne auch sofort wieder durchgebrannt. Bei der weltweit bekanntesten Klima- und Umweltschutzaktion, der sogenannten Earth Hour, wird einmal im Jahr in mehr als 170 Ländern für eine Stunde lang an exponierten Orten der Strom abgedreht. In Deutschland etwa am Brandenburger Tor oder am Kölner Dom. Im Landkreis hingegen wird der Schalter auf "on" gelegt und die Energieverschwendung durch eine "interaktive Lichtinstallation" gebrandmarkt. Da wäre dem Götz von Berlichingen noch ein ganz anderer Spruch eingefallen.

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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