Mitten im Landkreis:Spitzenregion in Abstiegsgefahr

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Der Landkreis spielt überall ganz oben mit. Nur in der schönsten Nebensache der Welt läuft gerade alles schief

Von Stefan Galler

Der Landrat betont es bei jeder Gelegenheit, die Kreisräte blasen ins gleiche Horn und überhaupt kann es ja gar keinen Zweifel geben, dass der Landkreis München in so gut wie allen Bereichen die Nase vorn hat. Alle wollen hier wohnen, was zwar dazu führt, dass die Immobilienpreise in astronomische Höhen schnellen. Aber das macht ja gar nichts, weil die Leute hier auch genügend Kohle haben, um sich den Wahnsinn leisten zu können.

Wenn mal wider Erwarten etwas nicht so gut klappt, wird sofort reagiert: Der Überalterung der Gesellschaft ließen die Kreispolitiker ein "Seniorenpolitisches Gesamtkonzept" folgen, gegen die Umweltzerstörung formulierten sie die "Energievision des Landkreises". Damit bald jede der 29 Gemeinden ein eigenes Gymnasium hat, werden Schulverbände am Fließband gegründet. Die Unterbringung der Asylbewerber hat man rasch in den Griff bekommen und der drohende Verkehrskollaps wird nun mit zunehmendem Tempo bekämpft: Der Nahverkehrsplan soll die Lebensqualität weiter perfektionieren.

Ach wie herrlich ist es im Landkreis! Nur mit der schönsten Nebensache der Welt will es nicht hinhauen. Die Balltreter sind auf dem absteigenden Ast. Haching, einst Bundesligazehnter, bangt um Lizenz und Klassenerhalt in Liga drei, die Viertligisten Heimstetten und Garching sind heiße Kandidaten auf den Sturz in die Bayernliga. Der FC Ismaning wurde in zwei Jahren von der vierten in die sechste Liga durchgereicht. Ehemalige Topvereine wie den SV Lohhof, früher mal Drittligist, muss man auf den Tabellenseiten in der Zeitung lange suchen.

So richtig gut ergeht es nur dem SV Pullach. Der hat zuletzt 13 Spiele in Folge gewonnen und schickt sich an, Bayernligameister zu werden. Blöd nur, dass der heimische Platz für die Regionalliga nicht geeignet ist und man nach einer Ersatz-Spielstätte fahndet. Und die könnte dann außerhalb des glorreichen Landkreises liegen. Es droht also eine Diaspora in Sachen Spitzenfußball. Da muss die Politik eingreifen: Es hilft nur noch eine "Fußballerische Gesamtvision". Herr Landrat, übernehmen Sie!

© SZ vom 08.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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