Mitten im Landkreis:Politik macht Schule

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Landrat Christoph Göbels Karriere warf ihre Schatten schon weit voraus. Seine Themen lassen hingegen eine gewisse Kontinuität erkennen.

Von Martin Mühlfenzl

Was bewegt einen normal sozialisierten jungen Mann, der ein bayerisches Gymnasium besucht, dazu, ausgerechnet eine Schüler-Union unter dem Dach der Jungen Union - also unter dem Dach der CSU - aufzumachen? Antworten auf diese etwas despektierliche Frage - die man natürlich genauso einem oberbayerischen Teenager stellen könnte, den es zu den Jusos treibt - gibt es so manche: Gruppenzwang, Zusammenhalt, feiern. Und natürlich die politisch korrekte Erklärung: um etwas zu bewegen.

Christoph Göbel etwa muss es sauber gestunken haben. Vielleicht hat es ganz real gemüffelt im Inneren des Gräfelfinger Kurt-Huber-Gymnasiums, als der heutige Landrat als "Kollegiat" die Sanierung der Bildungseinrichtung anpacken wollte. So zumindest erzählte es der damals 18-jährige Gymnasiast einer Lokalreporterin, kurz bevor er die erste Schüler-Union ins Leben rief. Was die Autorin damals ebenfalls feststellte: "Redegewandt" war der junge Mann, der von sich behauptete, den nötigen Aufwand bei der Gründung der Nachwuchsorganisation nicht zu scheuen: "Politik ist schließlich mein Hobby." Sich vorzustellen, wie schnell und vor allem intensiv der junge Christoph Göbel - vermutlich mit seinen "Mitschülern" Florian Hahn und Stefan Schelle - Gefallen an der politischen Arbeit fand, ist wahrlich nicht schwer. Dass Göbel damals Chef der Jungen Union in seiner Gemeinde war, zeigt rückblickend, dass eine typische parteipolitische CSU-Karriere irgendwie vorherbestimmt war.

Welche Ambitionen Sebastian Utech in diese Richtung hegt, ist noch nicht erkennbar. Still und heimlich und nur durch einen Facebook-Post dokumentiert hat er mit Gleichgesinnten - in Gräfelfing! - wieder einen SU-Kreisverband gegründet. Gewissermaßen als Nochfolgeorganisation des Göbel'schen Aufstiegsapparats, der irgendwann verschütt gegangen sein muss, als dem Landrat das Korsett eines einfachen Schülervertreters zu eng wurde. An dem großen Thema, das er damals schon "redegewandt" vertrat, arbeitet Göbel heute noch: "Bildungsreform". Der Landrat saniert noch immer stinkende Toiletten, will aber vor allem neue Gymnasien bauen. Weil es sein Hobby ist.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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