Mítten im Landkreis:Anleitung für Verbrecher

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Da fällt ein Gemeindrat tot vom Pferd, ein Bürgermeister hängt von der Decke. Und das alles im Landkreis München. Wie ist das möglich?

Von Martin Mühlfenzl

Logisch, schuld sind wie immer die Männer, die alles in Hinterzimmern auskarteln und ihre Seilschaften pflegen. Geht doch immer nur ums Geschäftemachen. Bis es halt einen derbröselt. Bis er beim Martinsumzug tot vom Pferd fällt - als Opfer seiner Machenschaften. So beschreibt es zumindest Stefanie Gregg in ihrem Heimatkrimi "Tod beim Martinsumzug", in dem ein Ottobrunner Gemeinderat an einem 11. November gemeuchelt wird. Ein Ottobrunner Gemeinderat? Noch dazu ein korrupter? So ein Schmarrn - Ottobrunn ist ja so etwas wie das langweilige Konstanz unter den Tatortschauplätzen. Nur ohne Verbrechen, Tatort - und Spannung.

Und wer einmal eine Bürgerversammlung in einer Ortschaft des Landkreises - also wirklich irgendeiner - besucht und tatsächlich bis zur Verlesung der Kriminalitätsstatistik durch den zuständigen Polizeibeamten wartet, weiß, dass Aying, Ottobrunn, Grünwald oder Unterschleißheim ehrlich nicht als verbrecherische Schauplätze taugen. Und dennoch boomen die Freveltaten. In Haar gar unter Anleitung. "Wollten Sie schon einmal stehlen, betrügen, erpressen, entführen oder gar morden?", fragt da Juliane Breinl - und der erste Gedanke, der einem bei diesem Angebot in den Sinn kommt, ist doch: "Will man die Frau jetzt noch kennenlernen?" Gut, als Tatwaffen empfiehlt Breinl Stift und Papier, eventuell noch den eigenen Laptop - die Dozentin vermittelt an der Volkshochschule in der Krimi-Werkstatt schließlich nur die literarische Kunst der Rechtsverletzung.

Der Heimatkrimi kommt irgendwie nicht aus der Mode. Da jagt der ausgefuchste Privatdetektiv Django samt seiner Oma die Verbrecher durch ganz Oberbayern. In Baierbrunn hängt in Julie Fellmanns Roman "Nacht der Einsamen" der Bürgermeister tot von der Decke und bei Gertraud Schubert verwandelt sich das beschauliche Unterhaching gleich in mehreren Werken in das Gomorrha des Landkreises.

In "Querpass ins Aus" etwa nutzt ein Täter die Euphorie um die Fußballer der SpVgg zum Mord. Während fast der ganze Ort im bis auf den letzten Platz gefüllten Stadion . . . Gut, das ist dann doch etwas unglaubwürdig. . . - und vielleicht ein Fall für die Krimi-Werkstatt.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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