Meine Woche:Zum ersten Mal auf der Bühne

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Foto: privat (Foto: N/A)

Jasmin Hoffmann debütiert bei der Pullacher Theatergruppe

Von Konstantin Kaip, Pullach

Am Samstag, 24. Oktober, kurz nach 18 Uhr, wird Jasmin Hoffmann () ihr erstes Wort auf einer Theaterbühne vor einem Publikum sagen. Es muss laut und bestimmt klingen, denn es ist ein Ausruf: "Stepan!" wird die 31-Jährige rufen, ihre Ensemble-Kollegin Frauke Gerbig wird sie dann fragen, ob sie sich den Weg gemerkt habe, und Hoffmann wird antworten: "Ja. So gut, dass ich ihn zeichnen kann."

Jasmin Hoffmann kann den Text im Schlaf, sie hat ihn oft geprobt. Die blonde Frau ist das neueste und jüngste Ensemble-Mitglied der Pullacher Theatergruppe "Theater Pur", die am Samstag mit ihrem aktuellen Stück im Baierbrunner Pfarrsaal Premiere hat: "Die Gerechten" von Albert Camus (Termine unter theater-pur.de). Darin geht es um sozialrevolutionäre Aktivisten, die im Russland des frühen 20. Jahrhunderts ein Attentat planen - und um die Frage, ob politische Ideale Gewalt rechtfertigen. Hoffmann spielt Alexis, einen jungen Revolutionär, der mit seinem Gewissen hadert. Irgendwann wird er von seinen Gefühlen übermannt, eine besonders schwierige Szene, wie Hoffmann sagt. "Diese Verzweiflung nach außen zu tragen", das sei ihr anfangs sehr schwer gefallen. Schließlich sei das nichts, was sie aus ihrem Alltag kenne, sagt die Hanseatin.

Hoffmann kommt aus der Nähe von Hamburg, sie hat in Kiel Biochemie studiert und dann in Frankfurt promoviert, bevor sie 2013 nach Pullach zu ihrem Mann gezogen ist. Dort hat sie beschlossen, ein neues Hobby anzufangen - und einer alten Leidenschaft nachzugeben: "Ich bin immer unheimlich gern ins Theater gegangen und wollte auch mal selbst auf der Bühne stehen." Sie meldete sich bei Holger Ptacek, dem Leiter und Regisseur des Pullacher Ensembles, und kam eines Abends ins Bürgerhaus. "Zum richtigen Zeitpunkt" wie sie sagt, denn die Gruppe suchte gerade nach einem Stück. Erst wollten sie "Einer flog übers Kuckucksnest" von Dale Wasserman spielen, aber das hatte zu viele Rollen. Also fiel die Wahl auf Camus. Weil das Ensemble fast nur aus Frauen besteht, schrieb die Gruppe das Stück um und versetzte es in ein fiktives muslimisches Land, in dem Frauen den Aufstand gegen ihre Unterdrückung planen. Ob das funktioniert hätte, bleibt aber Spekulation. Denn dann kam das Veto vom Verlag: Aus urheberrechtlichen Gründen dürfen Dramen von Camus nicht verändert werden. So spielt Hoffmann nun einen Mann - zwei sogar, denn im vierten Akt schlüpft sie zudem in die Rolle eines Gefangenen.

Die Managerin für Arzneimittelzulassung hat sich die ganze Woche bei ihrem Arbeitgeber in Wolfratshausen freigenommen. "Die Proben werden sehr intensiv", sagt sie. "Das wird jetzt langsam richtig spannend." 2014 hat sie gelernt, wie man mit der Stimme und dem Körper arbeitet. Dass sie im Fechtsport aktiv war, hilft ihr bei der Körperbeherrschung. Und weil sie es gewohnt ist, Vorträge zu halten, kennt sie sich auch mit Lampenfieber aus. Aber Theater sei ganz anders, sagt sie. In eine andere Rolle zu schlüpfen, das sei am Anfang schon sehr schwierig gewesen. "Aber man lernt die Figur immer mehr kennen, und irgendwann reagiert man intuitiv wie sie." Im Grunde sei Theaterspielen sehr viel Übung, "Spannung halten" und "Schwerpunktverlagerung im Körper". Harte Arbeit also. Aber auch ein intensives Erlebnis mit neuen Freunden, die sie in Pullach gewonnen hat. "Ich freue mich auf die Aufführung", sagt sie, "auf das gemeinsame Erleben auf der Bühne".

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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