Meine Woche:Wechsel in den Unruhestand

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Foto: Angelika Bardehle (Foto: N/A)

VHS-Chef Anton Rottenkolber tritt mit 65 Jahren etwas kürzer

Von Konstantin Kaip, Taufkirchen

Sein Büro in der Volkshochschule Taufkirchen hat Anton Rottenkolber () schon ausgeräumt. In den Ferien, erzählt er, habe er die Ordner in den Regalwänden neu beschriftet, damit seine Nachfolgerin Silvia Engelhardt auch alles findet. Die übernimmt am Donnerstag, 1. Oktober, sein Dienstzimmer und das Amt des Geschäftsführers der Taufkirchner VHS, das Rottenkolber 28 Jahre lang inne hatte. Das Datum markiert allerdings keineswegs ein abruptes Ende.

Für Rottenkolber ändert sich nämlich erst einmal wenig. Der 65-Jährige bezieht ein anderes Zimmer im Leitungsbüro und wird im Oktober noch jeden Tag, von November an dann viermal pro Woche in die Volkshochschule am Ahornring 121 kommen. Bis Ende des Jahres kümmert er sich weiterhin um die Planung des Studium Generale, das er an der Taufkirchner VHS vor fünf Jahren initiiert hat. Inzwischen hat das vier Gruppen, Mitte Oktober kommt eine neue fünfte hinzu. Rottenkolber wird die Dozenten auswählen und mit ihnen die Themen und den jeweiligen Lehrplan absprechen. Das Studium Generale sei "ein bisschen das Flaggschiff der Volkshochschule", sagt Rottenkolber nicht ohne Stolz. Es richte sich vor allem an Menschen, die ihr Berufsleben hinter sich gebracht haben und sich mit Themen beschäftigen wollen, für die sie im Arbeitsalltag keine Zeit hatten: Literatur, Musik, Kulturgeschichte aber auch Naturwissenschaftliches wie etwa Bionik.

Den Wissenshunger, den die Volkshochschule mit ihrem Ideal bedient, allen Bürgern ohne Grenzen Bildung zu ermöglichen, kennt Anton Rottenkolber sehr gut. Schließlich hat er selbst nach seiner Lehre zum Elektrotechniker das Abitur nachgeholt, um dann Pädagogik mit Schwerpunkt Jugend- und Erwachsenenbildung und schließlich noch Volkskunde zu studieren. Weil er schon während seines Studiums in einem kirchlichen Jugendverband Seminare gegeben hatte, war die Stelle als Geschäftsleiter der Taufkirchner VHS, die er vor 28 Jahren antrat, eher ein fließender Übergang in seiner Biografie.

Einen solchen soll es nun auch in seinem Haus geben. Schließlich war die neue Leiterin Engelhardt 14 Jahre bei der VHS Haar für denselben Fachbereich zuständig, den auch Rottenkolber in Taufkirchen betreut hat: Kultur, politische Bildung, Natur und Technik. Die Übergabe erleichtern dürfte auch die Tatsache, dass die beiden Kolleginnen im Haus auch schon 25 und 15 Jahre dabei sind. An diesem Montag hat Rottenkolber noch alleine einen Termin bei Bürgermeister Ullrich Sander, zum Gespräch mit den Gemeinderäten später im Oktober wird er dann seine Nachfolgerin mitnehmen.

In dieser Woche ist er vor allem mit der zu Semesterbeginn üblichen Flut von E-Mails und Anrufen beschäftigt. Zeit, an das endgültige Aufhören im Winter zu denken, hat er also nicht. Was ihm aber offensichtlich nicht unrecht ist. Denn wenn man ihn nach seinem allerletzten Tag am Ahornring und dem offiziellen Festakt zur Pensionierung fragt, wiegelt er ab. "Ich bin nicht so der Abschiedstyp", sagt Rottenkolber dann. Und räumt ein, dass die Volkshochschule, die er selbst auch räumlich mit konzipiert hat, "schon so etwas wie ein eigenes Kind" sei. Und dass man ihn dort wohl auch im kommenden Jahr immer mal wieder sehen wird.

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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