Meine Woche:Singen für eine bessere Welt

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Vitus Guggenberger ist der heilige König Kaspar: (Foto: Claus Schunk)

Vitus Guggenberger ist der heilige König Kaspar

Von Benjamin Köster, Höhenkirchen

Vitus Guggenberger ist ein Junge, der mit offenen Augen durch die Welt geht. In den Abendnachrichten sieht der Zwölfjährige täglich das Unheil in der Welt: Krieg, Hunger, Armut. Weil der Schüler nicht tatenlos zusehen will, sondern aktiv etwas ändern will, engagiert er sich als Sternsinger. Dieses Jahr sammeln sie bundesweit nach dem Prinzip "Kinder für Kinder" für Kinderhilfsprojekte in Bolivien. Im vergangenen Jahr kamen dabei in Deutschland insgesamt über 47 Millionen Euro zusammen.

Das Helfen hat in der Familie des Sechstklässlers eine große Tradition. Die Nächstenliebe spiele eine große Rolle und sei den Kindern in die Wiege gelegt, sagt seine Mutter. Seine beiden älteren Schwestern, 20 und 18 Jahre alt, waren ebenfalls lange Jahre als Sternsingerinnen unterwegs, der Großvater hat sogar Entwicklungshilfe in Afrika geleistet. Außerdem übernimmt jeder in Vitus Familie die Patenschaft für ein Kind aus einem Dritte-Welt-Land.

Vitus führt die Familientradition fort und kleidet sich seit mittlerweile sechseinhalb Jahren in die traditionellen Gewänder der heiligen drei Könige. Aufregung? Fehlanzeige. "Ich habe schon alle Rollen übernommen", erzählt er. "Auch die Lieder kenne ich auswendig." Besonders vorbereiten muss er sich schon lange nicht mehr. Nach dem Aussendungsgottesdienst macht er sich mit seinen Mitstreitern bis zum Dreikönigstag auf den Weg - teilweise mehrere Touren an einem Tag. Dieses Jahr verkörpert Vitus Kaspar, der in kirchlichen Motiven oft mit schwarzer Hautfarbe und mit Myrrhe dargestellt wird. An knapp vierzig Haustüren klopfen die jungen Sternsinger in Höhenkirchen jedes Jahr - und dort werden sie freudig erwartet. Während auf seine Schwestern früher auch schon der Hund losgelassen wurde, müssen sich die Gemeindemitglieder heutzutage für den Besuch anmelden. Aus ganz pragmatischen Gründen: Die Gemeinde wächst, aber immer weniger Kinder wollen die Aufgabe der Sternsinger übernehmen. Vitus aber will noch ein wenig weitermachen. "Weil es Spaß macht." Neben den Spenden für Hilfsprojekte freut sich Vitus natürlich auch über Süßigkeiten, die den Sternsingern zugesteckt werden. Vor allem aber freuen ihn die Reaktionen der Menschen, die ihnen die Tür öffnen. "Manchmal weinen die Leute sogar vor Rührung", erzählt er. "Das ist immer schön."

© SZ vom 04.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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