Meine Woche:Geschichtsstunde im Park

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Lilo Malkmus führt im Sommer immer samstags durch die Gärten der Bayerischen Schlösserverwaltung. (Foto: Toni Heigl)

Lilo Malkmus führt durch die Gärten am Schleißheimer Schloss

Von Julia Weller, Oberschleißheim

"Schleißheim ist schon ein bisschen anstrengend", sagt Lilo Malkmus . Doch aus ihrer Stimme spricht Begeisterung. Die Geschichte der Schlossanlage reiche bis ins 16. Jahrhundert zurück, so die Kunsthistorikerin, da müsse man sich konzentrieren, um die Fakten rüberzubringen. Doch bei ihren Führungen vermittelt Malkmus keine trockene Theorie. "Wenn ich in die Gesichter der Leute schaue, dann merke ich, ob ich bei ihnen ankomme oder nicht."

Die Freiberuflerin führt im Sommer immer samstags durch die Gärten der Bayerischen Schlösserverwaltung, dabei zählen Mitglieder von Gartenbauvereinen und Lehrlinge genauso zu ihren Gästen wie Schüler und Touristen. "Mir geht es überhaupt nicht um die Botanik", sagt Malkmus, "die Leute können viel über ihre eigene Geschichte lernen." So schwärmt sie im einen Moment von Nymphenburger Schlosspark, der den spannenden Übergang vom absolutistischen Barock zur Aufklärung repräsentiere, im nächsten Augenblick erzählt sie von den Weltkriegsbomben, die das Schleißheimer Parterre beschädigten. Es gibt eben so viele Geschichten, die sich um die Schlösser ranken.

So schillernd wie die Gartenanlagen, über die Malkmus spricht, ist ihr eigener Hintergrund: Von einem Job in der Medientechnik wechselte sie ins Studium und begeisterte sich für die Gartenkunst. Sie nennt das Fach "das Stiefkind der Kunstgeschichte". Weil sie schon während des Studiums einen eigenen großen Garten hatte, belegte sie mehr und mehr Kurse zur Gartenkunst und schrieb auch ihre Magisterarbeit darüber.

"Eigentlich bin ich Hausfrau, aber eine mit viel Engagement da und dort", sagt Malkmus, die ehrenamtlich im Förderkreis des Schacky-Parks am Ammersee aktiv ist. Als in den Achtzigerjahren die Motorsägen vor Schloss Nymphenburg anrückten, um den Park gemäß der ursprünglichen Pläne zu restaurieren, leistete sie unter den Anwohnern Aufklärungsarbeit. Mit ihren Führungen möchte die Historikerin heute für den geschichtlichen Wert der Gärten sensibilisieren: "Die Leute sollen merken, dass ein Park genauso schützenswert ist wie ein Schloss oder ein Denkmal. Und der Steuerzahler soll verstehen, dass in diese Gärten investiert werden muss."

Wer mit Lilo Malkmus durch den Hofgarten Schleißheim wandeln möchte, der kann sich am Samstag, 15. August, um 14 Uhr vor der Kasse des Neuen Schlosses einfinden. Die Führung kostet 3 Euro und soll auch nicht zu anstrengend werden: "Ich liebe die Hitze", sagt Malkmus, "aber wenn es der Gruppe zu warm wird, dann stellen wir uns in den Schatten."

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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